Pankower Panorama Nachrichten aus Pankow und Umgebung

Aus ver­gilb­ten Blät­tern – Archiv

Aus ver­gilb­ten Blättern

Aus ver­gilb­ten Blät­tern – Archiv

Wir wol­len Ih­nen die Ge­schich­te Pan­kows nä­her brin­gen. Da­zu ver­öf­fent­li­chen wir die Orts­chro­nik Aus ver­gilb­ten Blät­tern von Fer­di­nand Bei­er aus dem Jahr 1922. Was Sie bis­her le­sen konn­ten, fin­den Sie hier:

Aus vergilbten Blättern, Berlin 1922
Die Chro­nik von Pan­kow in der Aus­ga­be von 1922

Fol­ge 1

Vor­be­mer­kung: Der Be­zirk Pan­kow ist heu­te nicht nur fes­ter Be­stand­teil der Me­tro­po­le Ber­lin, er ist auch lie­bens­wer­ter Ort für die in ihm le­ben­den Men­schen. Da­bei kann Pan­kow schon auf ei­ne lan­ge span­nen­de Ge­schich­te zu­rück­bli­cken. Ei­ner der sie vor rund 100 Jah­ren zu er­zäh­len be­gon­nen hat, war der Pan­kower Pas­tor, Su­per­in­ten­dent und Ama­teur-His­to­ri­ker Fer­di­nand Bei­er (1890 Pfar­rer, 1911 Su­per­in­ten­dent). Sei­ne Orts­chro­nik „Aus ver­gilb­ten Blät­tern“ wol­len wir un­se­ren Le­sern künf­tig an die­ser Stel­le na­he­brin­ge. Bei­ers Be­richt be­ginnt im frü­hen Mittelalter:

Die Zeit vor 1200.

Die Er­for­schung der Ge­schich­te un­se­res Or­tes führt uns in weit ver­gan­ge­ne Jahr­hun­der­te zu­rück. Pan­kow ver­dankt sei­nen Ur­sprung nicht den Ho­hen­zol­lern oder den Mark­gra­fen aus dem Lu­xem­bur­gi­schen oder Wit­tels­ba­cher oder An­hal­ti­ni­schen Hau­se. Es ist ein al­tes wen­di­sches Dorf, wenn auch die cha­rak­te­ris­ti­sche Bau­art die­ser Dör­fer, die Huf­ei­sen­form, der run­de Kreis mit nur ei­ner Ein­fahrt und dem frei­en Platz in der Mit­te, sich nicht mehr er­ken­nen läßt. Die stür­me der Krie­ge und Ver­hee­run­gen, wel­che über un­se­ren Ort da­hin­ge­gan­gen sind, ha­ben die al­te Form des Dor­fes zer­bro­chen. Neue Be­woh­ner aus ei­nem an­de­ren Volk bau­ten nach an­de­rer Art und nach ih­rem Wil­len sich die Wohnstätten. 

Fol­ge 2

Deut­schen Klang ha­ben die Na­men der Dör­fer rings um Pan­kow, aber un­ser Ort und noch et­wa 30 Dör­fer im Krei­se Nie­der­bar­nim tra­gen wen­di­sche Na­men und er­in­nern uns dar­an, daß wir im al­ten Wen­den­lan­de woh­nen, wel­ches erst nach schwe­ren Kämp­fen dem Chris­ten­tum er­lag. Bis auf we­ni­ge Wör­ter im Sprach­schatz un­se­res Vol­kes ist das Wen­di­sche in un­se­rer Ge­gend aus­ge­wischt, aber der al­te wen­di­sche Na­me Pan­kow ist un­se­rem Or­te ge­blie­ben; er ist ein si­che­res Zeug­nis, daß hier einst ein Wen­den­dorf „Pan­kow“ war. 

Was be­deu­tet der Orts­na­me. Die ei­nen lei­ten ihn von kow oder ko­wo „Wald“ her und und se­hen in der Sil­be Pan die wen­di­sche Be­zeich­nung für „Gott­heit“, al­so „hei­li­ger Wald“. An­de­re mei­nen, „kow“ oder „ko­wo“ hei­ße Sitz und „Pan“ be­deu­te „Herr“, al­so „Her­ren­sitz“, was dar­auf schlie­ßen lie­ße, daß hier einst ein wen­di­scher Herr sei­nen Sitz hat­te. Ni­co­lai über­setzt in sei­ner Be­schrei­bung „Ber­lin und Pots­dam“ Pan­kow so­gar mit „Ha­sel­nuß­scha­le“. So schön auch die Deu­tun­gen des Na­mens klin­gen, sie sind doch un­rich­tig. Der Na­me „Pan­kow“ ist of­fen­bar ab­ge­lei­tet vom Fluß­na­men Pan­ke oder Pan­kowe, an wel­cher un­ser Ort liegt. Der Na­me Pan­ke hat wie­der­um auf Gott­heit oder Herr kei­ne Be­zie­hung. Man nann­te die­je­ni­gen Flüs­se Pan­ke, wel­che nicht im gleich­mä­ßi­gen Bett da­hin­flie­ßen, son­dern bald in Seen und Sümp­fen ver­schwin­den, bald klar und schnell da­hin­flie­ßen. Auch im Sla­vi­schen heißt po­nik­wa (pan­ke) „Fluß mit Strudeln“.

Daß ge­ra­de hier schon früh ei­ne Nie­der­las­sung sich be­fand, ist kaum zu ver­wun­dern. Da die Wen­den nicht wie die al­ten Ger­ma­nen auf ge­trenn­ten Hö­fen, von ih­ren Aeckern um­ge­ben, ver­ein­zelt leb­ten, son­dern zu Ge­mein­schaf­ten ver­eint Dör­fer bil­de­ten, so war es na­tür­lich, daß sie in ih­rer Lie­be zum Acker­bau und zur Fi­sche­rei auch an dem da­mals brei­ten, durch Wald­sümp­fe sei­nen Weg sich bah­nen­den Pan­ke­fluß mit sei­nem in je­nen Jah­ren kla­ren, schnell­flie­ßen­den Was­ser und sei­nem Reich­tum an Fi­schen sich nie­der­lie­ßen. Mei­len­weit er­streck­ten sich um Pan­kow die Wäl­der, in de­nen sie sich kun­dig zu­recht­fan­den. In die­sen Wäl­dern konn­ten sie sich vor Fein­den ver­ber­gen; ei­ne Stun­de ab­wärts der Pan­ke im schnel­len Lauf und sie wa­ren im Spree­tal; wei­ter die Spree ent­lang ging es  zum Haveltal. 

Fol­ge 3

So konn­ten sie, kun­dig al­ler We­ge, stets ge­deckt vor Ver­fol­gern, ih­re mäch­ti­gen Haupt­stadte Bren­n­ab­org und Ha­vel­berg, ih­re Op­fer­stät­ten und Sam­mel­or­te in Kriegs­zei­ten, er­rei­chen. Den auf­stei­gen­den Rauch ih­rer Feu­er­stät­ten ver­deck­te nord­wärts der ho­he Wald mit sei­nen rau­schen­den Ei­chen­kro­nen und den dunk­len Kie­fern­wip­feln, und süd­wärts lehn­ten sich ih­re Aecker an den brei­ten Hö­hen­rü­cken, wel­cher das Pan­ketal vom Spree­tal trenn­te, auf des­sen leh­mi­gen, frucht­ba­ren Bo­den sie ih­re Halm­früch­te bau­ten. Von die­sem Hö­hen­zug – heu­te et­wa die Ge­gend der Kai­ser-Fried­rich-Stra­ße bis hin zum al­ten Ber­li­ner Wind­müh­len­berg – konn­te das Au­ge das Spree­tal über­schau­en, wel­ches et­wa 100 Me­ter tie­fer lag. Die al­ten Ei­chen un­se­res Schloß­parks, de­ren ei­ni­ge ein Al­ter bis tau­send Jah­re ha­ben, und die we­ni­gen al­ten Kie­fern sind wohl noch ein Rest des wun­der­ba­ren eins­ti­gen Wal­des und er­zäh­len in ih­rem Rau­schen vom al­ten Wen­den­le­ben, das sie einst ge­schaut und ge­schützt ha­ben. Bis in die Neu­zeit hin­ein hat sich in den Grund­bü­chern der Na­me „das gro­ße Eich­holz“ er­hal­ten. Hier leb­ten die ers­ten Be­woh­ner un­se­res Or­tes güns­tig und si­cher und dien­ten dem Bel­bog (weiß = Licht, Son­ne), dem Gott des Lich­tes und des Gu­ten, und dem Zern­ebog (schwarz), dem Gott des Dunk­len und des Bösen.

Wann hier der ers­te An­sied­ler sei­ne Heim­statt er­bau­te, mel­det uns kein Ge­schichts­blatt. Man hat Res­te ei­ner heid­ni­schen Op­fer­stät­te hier nicht ge­fun­den, wor­in frei­lich kein Be­weis liegt, daß ei­ne Op­fer­stät­te über­haupt nicht im Or­te war. Die christ­li­che Mis­si­on hat die Op­fer­stät­ten fast im­mer zer­trüm­mert und an der­sel­ben Stel­le die Kir­che er­baut, an de­ren Ein­gang die Op­fer­stei­ne, so­weit sie nicht zum Bau ver­wandt wa­ren, ver­gra­ben wurden.

Wie kam es, daß das al­te Wen­den­dorf aus­starb und unterging?

Die Wen­den wa­ren krie­ge­risch und lieb­ten es, in das Sach­sen­land räu­be­ri­sche Ein­fäl­le zu machen.

Hein­rich I. schlug sie 927, ging über die El­be und nahm 928 mit Hun­ger und Schwert die fes­te Wen­den­stadt Bren­n­ab­org (Bran­den­burg) ein.

 

Fol­ge 4

Durch den Fall die­ser Stadt wur­de das Wen­den­land zwi­schen El­be, Ha­vel und Spree wehr­los und fiel in die deut­sche Hand. Hein­rich schuf hier die Nord­mark, wel­che der An­fang des preu­ßi­schen Staa­tes ge­wor­den ist. Nach­dem die Wen­den 983 noch ein­mal den Teil der Nord­mark öst­lich der El­be vor­über­ge­hend wie­der­erobert hat­ten, un­ter­la­gen sie zu­letzt den An­hal­ti­nern, wel­che vom Kai­ser Lo­thar mit der Nord­mark be­lehnt, mit dau­ern­dem Er­folg den Kampf ge­gen die Wen­den auf­nah­men. Bei Salz­we­del steht noch heu­te ein al­ter run­der Turm, der Rest ei­ner fes­ten Burg; hier hat­te Al­brecht der Bär, sei­ne Re­si­denz, und von hier aus un­ter­warf er noch ein­mal 1134 die al­te Nord­mark. 1136 er­kämpf­te er die Prie­gnitz, das Land nörd­lich der Ha­vel. Das süd­li­che Ha­vel­land er­erb­te Al­brecht vom Wen­den­fürs­ten Pri­bis­law. Wel­cher Christ ge­wor­den war, muß­te sich das er­erb­te Land je­doch erst mit dem Schwert er­obern. Al­brecht nahm 1156 Bren­n­ab­org, ver­jag­te den Wen­den­fürs­ten Jaz­zo, ver­leg­te sei­ne Re­si­denz nach Bren­n­ab­org, nahm den Ti­tel „Mark­graf von Bran­den­burg“ an und nann­te das Land zwi­schen El­be, Ha­vel und Spree nun „Neu­mark“.


In die­sen Krie­gen und be­son­ders in dem um­fas­sen­den letz­ten Auf­stand un­ter Jaz­zo fan­den die Wen­den ih­ren Un­ter­gang. Das Wen­den­land war völ­lig ver­wüs­tet. Die Dör­fer la­gen ver­ödet und ver­brannt. Wir kön­nen auch von un­se­rem Ort Pan­kow an­neh­men, daß in die­sem Auf­stand die Be­woh­ner ge­flo­hen und die Wohn­stät­ten zum Schutt­hau­fen ge­wor­den waren.

1200 – 1370

Um das Jahr 1200 be­gann ei­ne neue Ko­lo­nia­li­sie­rung un­se­rer Ge­gend. Von Sach­sen her ka­men An­sied­ler, wel­che aber, der Bo­den­art der da­mals sump­fi­gen Mark un­kun­dig, hier nicht seß­haft ge­wor­den sind. Nie­der­län­di­sche und hol­län­di­sche Ko­lo­nis­ten, von Al­brecht dem Bär „aus den Was­ser­lan­den“ ge­ru­fen, folg­ten ih­nen. Mön­che vom Temp­ler- und Jo­han­ni­ter­or­den, wel­che Al­brecht von sei­ner Je­ru­sa­lems­rei­se in das Land ge­führt hat­te, hal­fen. Sei­ne Söh­ne, Jo­hann I. und Ot­to III., wel­che 1200 dem Va­ter in ge­mein­sa­mer Re­gie­rung ge­folgt wa­ren, setz­ten das Werk fort, bau­ten in den Dör­fern Kir­chen und do­tier­ten die­sel­ben mit Land, ge­wöhn­lich 4 Hu­fen. Die­se Mark­gra­fen be­dien­ten sich der Zisterziensermönche.

Ist da­mals schon un­se­re Kir­che er­baut? Die Jah­res­zahl be­rich­tet uns kei­ne Chro­nik, aber da Jo­hann I. und Ot­to III. die Kir­che zu Pan­kow 1230 mit vier Hu­fen Land zur Be­sol­dung des Pfar­rers ver­se­hen ha­ben, da fer­ner die Ap­sis un­se­rer Kir­che die vier­ecki­ge Form hat, wel­che den von sei­nen Mön­chen er­bau­ten Kir­chen ei­gen ist, so kön­nen wir wohl an­neh­men, daß die Kir­che um 1230 ent­stan­den ist.

Doch blei­ben wir noch ei­nen Mo­ment bei der Wie­der­erste­hung un­se­res Or­tes ste­hen. Al­brecht der Bär nahm von dem durch Zer­stö­rung der Dör­fer und Flucht oder Tod der Be­woh­ner frei ge­wor­de­nen Land Be­sitz und bil­de­te über­all Rit­ter­gü­ter zur Be­loh­nung treu er­ge­be­ner Va­sal­len und freie Schul­zen­gü­ter, de­nen Bau­ern­stel­len und Kos­sä­ten­stel­len an­ge­schlos­sen wur­den. Der Mark­graf war in Bran­den­burg von Reichs we­gen „die höchs­te und ein­zi­ge Ob­rig­keit, obers­ter Rich­ter, obers­ter Kriegs­herr, Ober­ei­gen­tü­mer von Grund und Bo­den“. Wo noch Res­te ei­nes al­ten Dor­fes wa­ren, blie­ben die al­ten wen­di­schen Orts­na­men. Dies war bei un­se­rem und man­chem an­de­ren Ort der Fall (z. B. Schön­fließ, Scho­we (Rohr) flet (Bach). Es war dies ei­ne klu­ge Rück­sicht­nah­me auf die im Lan­de ge­blie­be­nen Wen­den, wel­che nicht mit Ge­walt ver­trie­ben wor­den sind, son­dern, so­bald sie sich der neu­en Re­gie­rung füg­ten, ge­schont wur­den und in ih­rem Be­sitz ver­blie­ben. Der ers­te Ein­woh­ner Pan­kows, Duc­zek, wel­cher uns in ei­ner Ur­kun­de 1355 be­geg­net, ist ein Wen­de, des­sen Vor­fah­ren viel­leicht auf ih­rem Hof hier im Ort schon zur Zeit der Wen­den­krie­ge ge­lebt ha­ben. Neu ent­stan­de­ne Dör­fer er­hiel­ten ih­re Na­men oft noch den be­lehn­ten Fa­mi­li­en: Her­manns­dorf (spä­ter Herms­dorf), Ri­chards­dorf (spä­ter Rix­dorf). Der Mark­graf war Grund­herr (do­mi­nus fun­di) und Lehns­herr (do­mi­nus foe­di) und be­lehn­te mit den Gü­tern und Hof­stel­len; er be­zog das Lehns­geld, den Acker­zins (Grund­steu­er) und den Zehn­ten von den Früch­ten und dem Vieh, auch von Gän­sen, Hüh­nern und Ei­ern. Die gan­ze Feld­mark, wel­che ge­nau ver­mes­sen war, wur­de ei­nem „Lo­ca­tor“ (oft ein Un­ter­neh­mer, wenn es ein neu­es Dorf war, oft ein Be­sit­zer, wel­cher ei­nen Hof schon be­saß, oder ein zu be­leh­nen­der Va­sall) über­ge­ben, wel­cher an Ko­lo­nis­ten die ein­zel­nen Hof­stel­len und Acker­tei­le ver­kauf­te oder ver­pach­te­te, den Kauf­preis ein­zog und die Ab­lie­fe­rung der Ab­ga­ben über­wach­te. Der Lo­ca­tor durf­te nie­mals die gan­ze Feld­mark selbst un­ter den Pflug neh­men, son­dern er­hielt für sich ei­ne An­zahl ab­ga­ben­frei­er Hu­fen und ei­ne Wie­se. Die Ver­tei­lung des Ackers er­folg­te nach „Hu­fen“ (la­tei­nisch man­si). Grimm lei­tet die­ses Wort von „Ha­ben“ ab, ei­ne Ha­be, ein An­teil, von des­sen Er­trag der Bau­er le­ben konn­te. Da­her war die Grö­ße der Hu­fe auch un­be­stimmt und schwank­te je nach der Gü­te des Ackers in den ver­schie­de­nen Ge­gen­den zwi­schen 30 bis 150 Mor­gen, in Pan­kow et­wa 33 Mor­gen. Der Vor­stand des Dor­fes war der Schul­ze oder Schult­heiß, wel­cher mit dem Rit­ter­gut oder dem Schul­zen­hof be­lehnt wur­de. Er hat­te ei­ne be­deu­ten­de Macht, üb­te das Rich­ter­amt im Dorf­ge­richt und er­hob al­le Ab­ga­ben. Im Ge­gen­satz zu den Bau­ern und Kos­sä­ten saß er zins­frei auf sei­nen Hu­fen, muß­te je­doch vom et­wa zu­er­wor­be­nen Land die ge­wöhn­li­chen Ab­ga­ben ent­rich­ten. Zu sei­nen Ein­künf­ten ge­hör­te ein Drit­tel der Straf­ein­nah­men vom Dorf­ge­richt so­wie der Nieß­brauch ei­ner Wie­se, wo­für er wie­der­um ver­pflich­tet war, ei­nen Dorf­bul­len zu hal­ten. Er war im Be­sitz des Krug­rech­tes; ver­pach­te­te er den Krug, so be­zog er vom Päch­ter den Fleisch­zehnt und 2 al­te Pfen­ni­ge für je­de Ton­ne Bier. Der ein­fluß­rei­chen Stel­lung als Dorf­rich­ter und zins­frei­er Be­sit­zer ent­spra­chen aber auch be­son­de­re Pflich­ten ge­gen den Lan­des­herrn. Bei der Be­leh­nung mit sei­nem Hof be­zahl­te er und je­der Nach­fol­ger ein be­stimm­tes Lehns­geld. Im Kriegs­fall muß­te er ein Lehns­pferd stel­len oder ei­ne Geld­ge­bühr, in al­ter Zeit 28 Gro­schen und 8 Pfen­nig, entrichten.

Fol­ge 5

Auf bei­den Sei­ten der Dorf­stra­ße wa­ren die Hö­fe der Bau­ern und Kos­sä­ten er­baut und an den En­den der Stra­ße wohl auch man­ches Büd­ner­häus­chen. Die Bau­ern (man­sua­rii = Hu­fen­be­sit­zer) hat­ten ih­ren an­fangs durch den Lo­ca­tor vom Lan­des­herrn er­kauf­ten Hof und Acker sel­ten in erb­li­chem, ge­wöhn­lich in nicht erb­li­chem Be­sitz, wel­chen sie ver­kau­fen konn­ten, je­doch nicht oh­ne Ge­neh­mi­gung des Lehns­herrn. Ging der Hof durch Erb­schaft oder Ver­kauf in an­de­re Hän­de über, so muß­te der neue Be­sit­zer die Be­leh­nung mit dem Hof bei der Kanz­lei des Lehns­herrn nach­su­chen; erst durch die Be­leh­nung, wel­che mit ei­ner Ab­ga­be ver­bun­den war, war der Ueber­gang des Be­sit­zes ab­ge­schlos­sen. Die Bau­ern ent­rich­te­ten jähr­lich an den Mark­gra­fen den Zehn­ten vom Ge­trei­de und Vieh und den Acker­zins. Ge­brauch­te der Lan­des­herr Mit­tel zum Krie­ge, so be­zahl­ten sie die Be­de (Bit­te, pe­ti­tio), ei­ne Ab­ga­be, wel­che 1280 in ei­ne be­stimm­te ge­rin­ge Jah­res­steu­er ver­wan­delt wur­de. Die Bau­ern wa­ren fer­ner zum Spann­dienst ser­vi­ti­um cur­ru­um) ver­pflich­tet, wel­chen sie dem Mark­gra­fen mit Wa­gen und vier Pfer­den im Kriegs­fall leis­te­ten, dem Be­sit­zer des Lehns­schul­zen­gu­tes aber in je­der Wo­che an meh­re­ren be­stimm­ten Ta­gen. Im Ge­gen­satz zu den Bau­ern hat­ten die Kos­sä­ten kei­nen An­teil am Dorf­acker. Ihr Hof mit dem meh­re­re Mor­gen gro­ßen Gar­ten war nicht erb­lich und konn­te ih­nen bei schlech­ter Wirt­schaft so­fort ge­nom­men wer­den. Sie ent­rich­te­ten wie die Bau­ern an den Lan­des­herrn das Kauf­geld, den Grund­zins in Geld, vom Gar­ten und Vieh den Zehn­ten, auch von Gän­sen und Hüh­nern, und wa­ren an meh­re­ren Ta­gen zum Hand­dienst dem Lehns­schul­zen ver­pflich­tet. Die Kos­sä­ten wa­ren bei ih­rer ge­rin­gen Ein­nah­me vom Hof auf den Ta­ge­lohn bei den Bau­ern und dem Schul­zen an­ge­wie­sen. Die Büd­ner hat­ten nur ihr Häus­chen, in wel­chem oft meh­re­re Fa­mi­li­en wohn­ten, oh­ne Gar­ten. Das Haus ge­hör­te dem Brot­herrn. An Ab­ga­ben ent­rich­te­ten sie jähr­lich das Schutzgeld.

Die Bau­ern und Kos­sä­ten hü­te­ten ge­mein­sam ih­re Kü­he, Scha­fe und Schwei­ne in dem Eich­wald, aber auch im na­hen Kie­fern­wald durf­te die Dorf­schaft Rind­vieh und Scha­fe hü­ten, da­für wa­ren sie wie­der­um ver­pflich­tet, im Wal­de Hand­dienst zu leis­ten und Holz­fuh­ren zu fah­ren. Die Hü­tung auf der Feld­mark ge­hör­te zur Schä­fe­rei, al­so dem Guts­herrn. Ueber die Hü­tungs­ge­rech­tig­keit und den Wald­dienst wer­den wir bei den spä­te­ren Jahr­hun­der­ten ge­naue­res hö­ren. Der Lehns­herr gab ih­nen zu Neu­bau­ten und Re­pa­ra­tu­ren das Bau­haus aus dem Wal­de, den Be­darf an Brenn­holz deck­te das so­ge­nann­te Ka­bel­holz, ein Dorf­wald an der West­sei­te des Dor­fes, des­sen Grö­ße spä­ter mit 160 Mor­gen an­ge­ge­ben wird.

Der Kir­che wa­ren bei der Ver­tei­lung 6 Mor­gen und der Pfar­re 4 Hu­fen zu­ge­fal­len, de­ren Nieß­brauch frei von al­len Ab­ga­ben der Pfar­rer hatte.Dies ent­sprach dem Ab­sc­jluß des Zehn­ten­strei­tes zwi­schen dem Mark­gra­fen Ot­to und dem Bi­schof von Bran­den­burg 1238. Nach die­sem Ver­tag stand dem Pfar­rer von je­der Hu­fe der Feld­mark ein Schef­fel Rog­gen und ein Pfen­nig für Wachs zu. Die letz­te­re Be­stim­mung ist un­klar und scheint ei­ne Ent­schä­di­gung für die vom Pfar­rer ge­leis­te­te Be­leuch­tung der Kir­che bei Früh­mes­sen ge­we­sen zu sein; statt des Pfen­nigs nennt das Vi­si­ta­ti­ons­pro­to­koll von 1540 „ein Schock Bundstroh“.

Wir kön­nen ver­mu­ten, daß der Lo­ca­tor und ers­te Lehns­schul­ze der Fa­mi­lie Duc­zek ent­stamm­te, wel­che frei­lich erst in ei­ner Ur­kun­de vom Jah­re 1355 als Be­sit­zer des Schul­zen­ho­fes ge­nannt wird und in­zwi­schen zu be­deu­ten­dem Wohl­stand ge­langt war.

Im Jah­re 1289 er­folg­te durch den Mark­gra­fen ei­ne ge­naue Nach­prü­fung der Hu­fen­ver­tei­lung wie in al­len Or­ten so auch in Pan­kow. Die­se Nach­ver­mes­sun­gen hat­ten oft ei­ne be­son­de­re Be­wandt­nis. Sie wur­den manch­mal an­ge­ord­net, um für die lee­ren Kas­sen neue Ein­nah­men zu schaf­fen; denn je­des sich er­ge­ben­de Mehr am Be­stand des Dorf­ackers muß­te die ge­schä­dig­te Nach­bar­feld­mark an­kau­fen, und je­des Feh­len­de muß­te neu ge­kauft wer­den, so daß man­ches Dorf sich vor­her durch ei­ne frei­wil­li­ge Sum­me von der Ver­mes­sung loskaufte.

Mehr wis­sen wir über je­ne erst Ko­lo­ni­sa­ti­on un­se­res Or­tes nicht. We­der die Zahl der Bau­ern­hö­fe und Kos­sä­ten­hö­fe noch die Na­men der Be­sit­zer oder Pfar­rer sind uns be­rich­tet. Aber fest steht, daß hier nie­mals ein Rit­ter­gut, son­dern nur ein Lehn­schul­zen­gut be­stan­den hat, des­sen La­ge wir noch heu­te Be­stim­men kön­nen, was wir spä­ter se­hen werden..

Un­ter der kraft­vol­len und wei­sen Re­gie­rung der Mark­gra­fen aus dem Hau­se der As­ka­ni­er bis 1324 folg­te ein Jahr­hun­dert des Auf­blü­hens auch für un­ser Dorf, wel­cher die haupt­säch­lichs­ten Be­din­gun­gen zum Wohl­stand, Wald, Was­ser, Wie­sen und frucht­ba­re Aecker, in sich ver­ei­nig­te. Aber dann ging es wie­der berg­ab, und 1370 er­folg­te ei­ne zwei­te Par­zel­lie­rung der völ­lig ver­öde­ten Feld­mark un­se­res Or­tes. Wir fra­gen nach den Grün­den des Verfalls.

Wie ein Got­tes­ge­richt war im Jah­re 1348 ein furcht­ba­rer Gast durch die Lan­de ge­zo­gen und hat­te bei je­dem Pa­last und je­der Hüt­te Ein­laß ge­for­dert. Es war die Pest, der schwar­ze Tod. Furcht­bar wü­te­te die Pest im Nie­der­bar­ni­mer Kreis. 15 Dör­fer star­ben aus und sind ver­schwun­den, es wa­ren Ah­rend­see, Ber­kau, Bern­ö­we, Alt- und Neu-Grö­ben, Bre­de­r­wisch, Eg­gers­dorf, Grabsdorf,Glienicke, Hel­wichs­dorf, Sche­pfor­de, Lie­ben­thal, Löh­me, Trie­bus­dorf, Wol­ters­dorf bei Wie­sen­thal. Fast die gan­ze Be­völ­ke­rung auch un­se­res Dor­fes sank in das Grab, ein­zel­ne Be­woh­ner wa­ren ge­flo­hen. Die Feld­ar­beit blieb un­ge­tan, die Aecker ver­öde­ten, und die Bau­ern ver­pfän­de­ten in der Not ih­ren Be­sitz, was sie in den wirt­schaft­li­chen Un­ter­gang führ­te. Ein jahr hat­te zer­stört, was in Jahr­zehn­ten müh­sam er­run­gen war.

Mit der Pest und ih­ren Fol­gen ver­ei­nig­te sich manch an­de­re Not. Nach dem Er­lö­schen des as­ka­ni­schen Hau­ses brach un­ter den Mark­gra­fen aus dem bay­risch-Wit­tels­ba­cher Hau­se 1324 – 73 ei­ne schwe­re Zeit der Ver­wir­run­gen, Krie­ge und Ein­fäl­le an. Ei­ne Zer­rüt­tung schlimms­ter Art riß über­all ein, wel­cher kai­ser Carl IV. nur vor­über­ge­hend steu­ern konn­te. Au­ßer­dem er­ging über die Mark ein fürch­ter­li­cher Ein­fall der Po­len und der noch heid­ni­schen Li­tau­er. In der all­ge­mei­nen Ver­wir­rung er­ho­ben sich die Städ­te zu ei­ner ge­walt­tä­ti­gen Un­ab­hän­gig­keit, und die Rit­ter­schaft raub­te und plün­der­te in der Mark. Es ist un­denk­bar, daß un­ser Ort wie die meis­ten Dör­fer in die­sen Wir­ren und Nö­ten nicht schwer ge­lit­ten hat, daß Bau­ern und Kos­sä­ten nicht man­che Plün­de­rung er­fuh­ren. „Von tag zu Tag,“ sagt ei­ne al­te Zeit­ge­schich­te, „wach­sen und meh­ren sich die Raub­zü­ge und Feh­den, die Dör­fer lie­gen nie­der­ge­brannt, die Fel­der ver­wüs­tet, nackt und hilf­los ver­las­sen die men­schen ih­re Woh­nun­gen, auf heim­li­chen We­gen müs­sen die Geist­li­chen ih­rem Be­ruf nach­ge­hen.“[1]

[1] Rie­del: Mark Brandenburg

Fol­ge 6

Was lag dem Mark­gra­fen Ot­to dem Fau­len (1351 – 1373), wel­cher der Ein­nah­men drin­gend be­durf­te, an Dör­fern, die ihm den Zehnt und den Zins nicht mehr zah­len konn­ten. Er ver­kauf­te sei­ne Rech­te und Ein­nah­men an Pan­kow 1370 für das Zehn­fa­che der Jah­res­soll­ein­nah­me, für 100 Mark Sil­ber, nach un­se­rem Gel­de et­wa für 2000 Mark an den Rat von Ber­lin und Kölln.[1] Die Ver­pfän­dun­gen gan­zer Dör­fer und Städ­te oder ein­zel­ner He­bun­gen, das sind Ab­ga­ben­ein­künf­te, durch den Lan­des­herrn wa­ren in je­ner Zeit nicht sel­ten; sie wa­ren ei­ner­seits in den durch Krie­ge oder an­de­re Ver­an­las­sun­gen be­dräng­ten Ver­hält­nis­sen des Mark­gra­fen be­grün­det, an­de­rer­seits dar­in, daß Dar­le­hen nicht ge­gen Zin­sen, son­dern ge­gen Ver­pfän­dung be­stimm­ter Ein­nah­men auf Wie­der­kauf ge­ge­ben wur­den; das Pfand­ob­jekt und des­sen vol­ler Er­trag ging bis zur Wie­der­ga­be des Dar­lehns als Ei­gen­tum auf den Dar­lehns­ge­ber über. So ge­lang­te der Rat die­ser bei­den Städ­te in den Be­sitz al­ler Ein­nah­men von Pan­kow an Zehn­ten, Acker­zins, Päch­ten und Ge­richts­geld. Die Be­de wur­de wei­ter an den Mark­gra­fen ent­rich­tet, eben­so blieb die Ver­pflich­tung zum ser­vi­ti­um cur­ru­um d. h. Spann­dienst für den Krieg. Von be­son­de­rer Wich­tig­keit ist die Fra­ge, ob durch die­sen Ver­kauf die Lehns­herr­lich­keit des Mark­gra­fen und das Pa­tro­nat der Kir­che be­ein­flußt wur­de. Die Ur­kun­de des Ver­kaufs ist nicht er­hal­ten, aber da al­le spä­te­ren Be­leh­nun­gen in Pan­kow vom Mark­gra­fen er­folg­ten, so ist er­wie­sen, daß der Mark­graf Lehns­herr „do­mi­nus Foe­di“ blieb. Ei­ne Aen­de­rung trat 1525, wie wir spä­ter se­hen wer­den, ein. Bei je­dem Ueber­gang ei­nes Be­sit­zes durch Ver­er­bung oder Ver­kauf muß­te bei der mark­gräf­li­chen Kanz­lei die Be­leh­nung nach­ge­sucht und dem Mark­gra­fen die Lehn­s­ab­ga­be hier­bei nach wie vor­entrich­tet wer­den. War auch das Pa­tro­nat der Kir­che in den ver­kauf mit ein­be­grif­fen? Das ist die zwei­te wich­ti­ge Fra­ge. Die fra­ge nach dem Pa­tro­nat wird über­haupt im wei­te­ren Ver­lauf die­ser ge­schicht­li­chen Auf­zeich­nun­gen in je­dem Jahr­hun­dert zu er­ör­tern sein. Zwei­fel­los war bis 1370 der mark­graf Pa­tron der Kir­che zu Pan­kow. Die Mark­gra­fen über­nah­men über­haupt in der Mark der ka­tho­li­schen Kir­che ge­gen­über ei­ne be­son­de­re Stel­lung ein. Schon Mark­graf Ot­to hat­te 1238 im Zehn­ten­streit be­son­de­re Rech­te er­run­gen, und im Lau­fe des 14. Jahr­hun­derts er­reich­ten die Mark­gra­fen, daß die Bi­schö­fe von Bran­den­burg und Ha­vel­berg ih­nen als Va­sal­len un­ter­stan­den.[2] Wie zu die­sen Rech­ten wei­te­re ka­men, wer­den wir bei der Ein­füh­rung der Re­for­ma­ti­on se­hen. Im Vi­si­ta­ti­ons­pro­to­koll von 1540 wird ne­ben dem Rat von Span­dau der rat von Ber­lin als Pa­tron un­se­rer Kir­che ge­nannt, und im Land­buch Carls IV. 1376 wer­den als Pa­tro­ne die Ge­brü­der Du­se­ke und der rei­che Ber­li­ner War­ten­berg, wel­chem der Rat von Ber­lin die Be­sit­zung in Pan­kow ver­kauft hat­te, als Pa­tro­ne be­zeich­net. Da­her muß mit dem Ver­kauf 1370 auch das Pa­tro­nat der Kir­che zu Pan­kow vom Mark­gra­fen auf die Rä­te von Ber­lin und Kölln über­ge­gan­gen sein, wel­che es nach sehr kur­zer Zeit den be­deu­tends­ten Be­sit­zern in Pan­kow, den ge­nann­ten Du­se­ke und War­ten­berg, überließen.

Pan­kow blieb je­doch ein wie­der­käuf­li­ches Le­hen, so daß es den spä­te­ren Kur­fürs­ten je­der Zeit frei­stand, ih­re Rech­te und Ein­künf­te wie­der zu er­wer­ben, was auch spä­ter geschah.

Die Rä­te von Ber­lin und Kölln lie­ßen die ver­öde­te Feld­mark un­se­res Or­tes nicht un­ge­nutzt lie­gen, son­dern such­ten für die wüs­ten, ver­las­se­nen Hö­fe neue Be­sit­zer. Sie voll­zo­gen ei­ne neue Auf­tei­lung der Aecker. Vie­le Hö­fe moch­ten 1370 her­ren­los ge­we­sen sein, aber nicht al­le Hö­fe wa­ren wüst. Ein Be­sit­zer wird um 1355 ge­nannt, Chris­ti­an Du­se­ke (Kers­ti­an Duc­zek), den ich schon oben er­wähnt ha­be. Er muß ein wohl­ha­ben­der Mann ge­we­sen sein, denn er borg­te dem Lan­des­herrn Geld und kauf­te 1355 vom Mark­gra­fen Lud­wig dem Rö­mer He­bun­gen in den Dör­fern Wos­ter­mar­gk und Re­wanth. Da wir die Nach­fol­ger im Be­sitz sei­nes Ho­fes bis in un­se­re Zeit hin­ein ver­fol­gen kön­nen, und es auf den fol­gen­den Blät­tern ge­sche­hen wird, so kön­nen wir noch heu­te den Hof ge­nau be­stim­men. Es war das al­te Lehn­schul­zen­gut in Pan­kow. In je­nem Lehn­brief[3] wird die­ser Be­sit­zer ge­nannt „Chris­ti­an Du­se­ke zcu der Pang­kow“. Die Pfand­ur­kun­de lautet:

„Wir Lud­wig der Rö­mer be­ken­nen daz wir ge­le­gen ha­ben und li­hen mit die­sem briue den be­schei­den lu­then Kris­tia­nen Du­se­ke zcu der Pang­kow und Kla­wis­sen Renn­eboym Bor­ger zcu Nau­wen un­se­re lie­ben getru­wen mit sa­men­der hant und ih­ren rech­ten er­benz­cu ei­ne rech­ten er­blene zwe phunt bee­de Bran­den­borg phen­ning­he ier­li­cher pfle­ge die da le­gen in de­me Dorpp­he zcu Wostrmar­gke ze­en schil­lin­ge uf den ei­nen krug­he und ze­en schil­lin­ge uf de­me an­dern krug­he, und een phunt der­sel­ben phen­nig­he uf Hei­nen Brun­ni­ges Ho­fe in dem­sel­ben Dorpp­he. Und zwei phunt bee­de Bran­den­borg phen­nig­he ier­li­cher gul­de in de­me Dorpp­he zcu Re­wanth zcu he­ben­de und uf zcu ne­men­de und zcu be­sit­zen­de ewich­lich ane al­les hin­der. Da­vor ha­ben sie ge­ge­ben un­serm lie­ben frie­de­rich von Lo­chen sechs­ze­en mark bran­den­borg sil­bers, die her uns an un­sern schul­den sal abe­slan an den schul­den die wir im schul­digk sin.“

[1] Ver­merk im al­ten köll­ni­schen Co­pi­a­rio, S. 174. Die Ur­kun­de ist nicht mehr er­hal­ten. Ber­li­ner Rathausbibliothek

[2] Hei­de­mann, „Die Re­for­ma­ti­on in der Mark“

[3] St. Rep. 78a 3.

Fol­ge 7

Dem Land­buch Carls TV. ver­dan­ken wir die ge­naue Kennt­nis der Ver­tei­lung der Feld­mark un­se­res Or­tes vom Jah­re 1370. Die­ses Land­buch ist ei­ne der in­ter­es­san­tes­ten und wert­volls­ten Ge­schichts­quel­len. Die Ver­an­las­sung des Bu­ches war die Ver­wir­rung der Be­sitz- und Fi­nanz­ver­hält­nis­se in der Mark un­ter der un­glück­li­chen Re­gie­rung der Wit­tels­ba­cher Mark­gra­fen. Die Be­sitz­rech­te muß­ten wie­der ge­ord­net und fest­ge­legt wer­den. Die im Jah­re 1370 vom Rat zu Ber­lin und Kölln er­folg­te Ver­tei­lung wur­de in Pan­kow 1376 – wie im Land­buch bei dem Or­te Schön­ei­che an­ge­ge­ben wird – vom Land­rei­ter, dem mark­gräf­li­chen Be­am­ten, für das Land­buch auf­ge­nom­men. Das Land­buch be­rich­tet nun über Pan­kow fol­gen­des:
Pan­ko sunt XLII man­si, quo­rum ple­ba­nus ha­bet 4. Kers­ti­an Du­se­ke ha­bet X ad cu­ri­am suam, VI li­be­ros et IV cen­sua­les item II rus­tia­les. Hans Du­se­ken ha­bet VII½ man­sos ad cu­ri­am suam. War­den­berg ci­vis in Berlin,habet XII½ man­sos a con­su­li­bus in Ber­lin, qui ha­bent pro­prietatem, qu­os co­lit per se. Ad pac­tum so­luit, qui­li­bet man­sus VI modicossiliginis.IV ord­ei et VI auene, ad cen­sus qui­li­bet II so­li­dos, ad pre­ca­ri­am VI so­li­dos et VIII de­na­ri­os, II½ quar­ta­le si­ligi­nis, II½ ord­ei et V quar­ta­lia auene. Cos­sa­ti sunt XXII, qui­li­bet so­luit unum so­li­dum etunum pul­lum, quo­rum cos­sa­torum War­den­berg­ha­bet XIII ad ma­nos su­os. Du­se­ken residuos.Tabernator dat VI so­li­dos unum mo­di­um si­ligi­nis, I mo­di­um ord­ei et VI mo­di­us auene. Kers­ti­an et Hans Du­se­ken ha­bent di­mi­dietatem iudi­cii su­pre­mi et in­fimi et iuris pa­tro­na­tus, al­teram di­mi­dietatem ha­bet War­den­berg su­pra­dic­tus. Ser­vici­um cur­ru­um ha­bet mar­chio. Ser­vici­um vas­al­lio­na­tus est ibi.
Über­setzt:
Pan­ko, da sind 42 Hu­fen, von de­nen der Welt­geist­li­che 4 hat. Kers­ti­an Du­se­ke hat 10 zu sei­nem Hof, 6 frei und 4 pflich­tig, eben­so 2 Oed­land. Hans Du­se­ken hat 7½ zu sei­nem Hof. War­den­berg, Bür­ger in Ber­lin, hat 12½ Hu­fen von den Rats­her­ren in Ber­lin, wel­che das Ei­gen­tum ha­ben, zu sei­ner Be­acke­rung. An Pacht steu­ert je­de Hu­fe 6 Schef­fel Wei­zen, 4 Schef­fel Gers­te und 6 Schef­fel Ha­fer, an Acker­zins je­de Hu­fe 2 Schil­ling, an Be­de 6 Schil­ling und 8 De­na­re, 2½ Viert Wei­zen, 2½ Gers­te und 5 Viert Ha­fer. Kos­sä­ten sind 22, je­der steu­ert ei­nen Schil­ling und ein Huhn. War­den­berg hat 13 Kos­sä­ten zu sei­nen Hu­fen, Du­se­ken die üb­ri­gen. Der Krug­wirt gibt 6 Schil­lin­ge, 1 Schef­fel Wei­zen, 1 Schef­fel Gers­te und 6 Schef­fel Ha­fer. Kers­ti­an und Hans Du­se­ken ha­ben die Hälf­te des Ober- und Un­ter­ge­richts und des Pa­tro­nats­rechts, die an­de­re Hälf­te hat War­den­berg. Den Wa­gen­dienst hat der Markgraf.Dort ist der Va­sal­len­dienst.
Daß die Ab­ga­ben, wel­che von den Hu­fen an den Pfar­rer (ple­ba­nus, Welt­geist­li­cher im Ge­gen­satz zu Klos­ter­geist­li­cher) zu leis­ten wa­ren, nicht er­wähnt wer­den, läßt sich dar­aus er­klä­ren, daß das Land­buch nur die Re­gu­lie­rung der welt­li­chen Rech­te im Au­ge hat, und daß an­de­rer­seits die Ab­ga­ben an den Geist­li­chen durch den Zehn­ten­streit 1238 fest­ge­legt waren.

Vor­wort der Pan­kow-Chro­nik aus dem Jahr 1909. Fo­to: Uwe Lemm

Merk­wür­dig ist, daß wäh­rend 42 Hu­fen ge­nannt sind, in der Ver­tei­lung nur 36 auf­ge­zählt wer­den. Dr. Ramd­ohr schließt hier­aus auf ein zins­frei­es Rit­ter­gut. Ein Rit­ter­gut hat aber Pan­kow nie ge­habt, die zins­frei­en 6 Hu­fen sind auch bei dem Lehn­schul­zen­gut des Du­se­ke ge­nannt. Die 6 Hu­fen wa­ren of­fen­bar für 6 Bau­ern­stel­len re­ser­viert. Bau­ern wer­den über­haupt nicht ge­nannt, was sich leicht er­klä­ren läßt. In den we­ni­gen Jah­ren seit der neu­en Ver­tei­lung wa­ren die vor­han­de­nen Bau­ern­hö­fe noch nicht be­setzt wor­den; die Bau­ern­hö­fe wa­ren ver­fal­len, er­for­der­ten zum An­kauf grö­ße­re Bar­mit­tel und wa­ren des­halb in je­ner drü­cken­den Zeit schwe­rer zu ver­kau­fen als die acker­lo­sen Kos­sä­ten­hö­fe, de­ren Kauf­geld oft recht nied­rig war; noch 1680 wird im Kauf­kon­trakt des Ge­ne­rals Grumb­kow der von ei­ni­gen Kos­sä­ten res­tie­ren­de Kauf­preis ih­res Ho­fes mit 44 Ta­lern an­ge­ge­ben. Wir müs­sen stau­nen, wie hoch die Ab­ga­ben der Kos­sä­ten sind, wel­che da­zu pflich­ti­ge Hof­ar­bei­ter des Du­se­ke und War­ten­berg sind; be­deu­tend sind eben­falls die Zehn­ten­ab­ga­ben und der Grund­zins vo(… [fehlt im Druck])en Hö­fen.
Der Orts­pfar­rer wird aus­drück­lich er­wähnt, aber nicht der Küs­ter, wohl weil die­ser kei­nen An­teil am Acker hatte.

 

Fol­ge 8

Als Pa­tron der Kir­che, wel­cher das ius pa­tro­na­tus und da­mit das Recht der Be­ru­fung hat­te, ist das Brü­der­paar Du­se­ke und War­ten­berg im Land­buch ge­nannt, nach­dem doch erst 1370 das Pa­tro­nats­recht auf den Ma­gis­trat von Ber­lin und Kölln über­ge­gan­gen war und der Ma­gis­trat von Ber­lin noch 1540 als Col­la­tor (Pa­tron) be­zeich­net wird. Wir müs­sen an­neh­men, daß den Rat die­ses Recht in An­be­tracht des klei­nen Dor­fes wert­los er­schien, daß aber den Be­sit­zern Du­se­ke und War­ten­berg wie auch ih­ren Nach­fol­gern im Be­sitz viel dar­an lag, in dem Ort, wo sie gro­ße Be­sit­zun­gen hat­ten und auf die Dienst­leis­tun­gen der Dorf­leu­te an­ge­wie­sen wa­ren, die Be­ru­fung ei­nes ih­nen ge­neh­men Pries­ters selbst zu voll­zie­hen. So moch­te es ge­kom­men sein, daß das ius pa­tro­na­tus von den Be­sit­zern des Lehn­schul­zen­gu­tes aus­ge­übt und all­mäh­lich recht­mä­ßi­ger Be­sitz wur­de. Lei­der wa­ren die Lehns­brie­fe für die Ge­brü­der Du­se­ke nicht mehr zu fin­den. Al­le spä­te­ren Be­sit­zer des Schul­zen­gu­tes wer­den mit dem „Kirch­le­hen“ aus­drück­lich be­lehnt. Un­ter dem Kirch­le­hen ist stets das Pa­tro­nat der Kir­che, ver­bun­den mit dem Recht, den Pfar­rer zu be­ru­fen, ge­meint.
So ha­ben wir aus dem Jah­re 1376 ei­ne Ueber­sicht über un­ser Dorf. Je­der Hof war ein Le­hen des Mark­gra­fen. Die Ab­ga­ben, wel­che bis­her dem Lan­des­herrn ent­rich­tet wur­den, flos­sen dem Ma­gis­trat von Ber­lin und Kölln zu, mit Aus­nah­me der Be­de und des Be­leh­nungs­gel­des für den Lehn­herrn, den Mark­gra­fen, und der Ab­ga­ben an den Pfar­rer. Pa­tron war Kers­ti­an und Hans Du­se­kee so­wie War­ten­berg. Lehns­schul­ze war Kers­ti­an Du­se­ke. Kers­ti­an Du­se­ke be­saß den Lehns­schul­zen­hof mit 6 frei­en und 4 ab­ga­be­pflich­ti­gen Hu­fen, Hans Du­se­ke 7½ Hu­fen. Der reichs­te Be­sit­zer war Tyle War­ten­berg, wel­cher 1372 [1] „13 Hu­fen wüs­ten Lan­des für 45 Mark Sil­ber, nach un­se­rem Gel­de et­wa 900 Mark, vom Ma­gis­trat zu Ber­lin er­wor­ben hat­te. Ne­ben dem Lehn­schul­zen­gut west­lich wohn­te der Pfar­rer, mit des­sen Hof 4 Hu­fen ver­bun­den wa­ren. Auf bei­den Sei­ten der Dorf­stra­ße wa­ren die Hö­fe der 22 Kos­sä­ten, von de­nen 13 dem War­ten­berg und 9 dem Du­se­ke zum Hof­dienst ver­pflich­tet wa­ren. Da­zu ka­men noch ei­ni­ge un­be­setz­te Bau­ern­stel­len. Das Dorf um­gab si­cher­lich zum Schutz ei­ne Stein­mau­er. Es lehn­te sich nörd­lich an das gro­ße Eich­holz und west­lich an die Hei­de, in wel­che das Vieh ge­trie­ben wur­de. In der Mit­te des Dor­fes stand das klei­ne aus Gra­nit­stei­nen er­bau­te Kirch­lein, in des­sen Schat­ten auf dem klei­nen Fried­hof die To­ten ruh­ten.
Das Land­buch gibt uns auch über die Prei­se der Le­bens­mit­tel der da­ma­li­gen Zeit Nach­richt. Ein Schef­fel Gers­te kos­te­te 10 De­na­re (Pfen­nig, 1 De­nar hat­te den heu­ti­gen Wert von 8 Pfen­nig; al­so 0,80 Mark).Ein Schef­fel Ha­fer 5 De­na­re gleich 0,40 Mark. Ein Schef­fel Wei­zen 16 De­na­re gleich 1,28 Mark; ein Schef­fel Erb­sen 20 De­na­re gleich 1,60 Mark. Ein Huhn 2 De­na­re gleich 0,16 Mark. Die­se an­schei­nend sehr nied­ri­gen Prei­se sind je­doch nicht zu ge­ring zu schät­zen, da das ba­re Geld da­mals hö­he­ren Wert hat­te. Die Prei­se wa­ren al­ler­dings nied­rig, weil der Ab­satz der Wa­re durch die schlech­ten We­ge und je­den Man­gel an Ver­kehrs­mit­teln sehr er­schwert war. Die Städ­te hat­ten au­ßer­dem ih­re ei­ge­nen Acker­bür­ger und be­durf­ten we­nig der Zu­fuhr vom Lan­de, so daß die Land­leu­te ih­re Pro­duk­te schwer ver­äu­ßern konnten.

[1] Ver­merk im al­ten köll­ni­schen Co­pi­a­rio, S 174

Fo­to: Uwe Lemm

Bis zur Reformation

Es war für un­sern Ort wert­voll, daß er 1370 in den Be­sitz der Städ­te  Ber­lin und Kölln ge­kom­men war. Da­durch ge­noß Pan­kow den Schutz die­ser Städ­te. War die Mark un­ter der Re­gie­rung  der bay­risch-wit­tels­ba­cher Mark­gra­fen 1324 – 1373 tief ge­sun­ken, so ver­fiel sie un­ter den Lüt­zel­bur­ger Mark­gra­fen 1373 – 1411 noch mehr und wur­de ein völ­lig wüs­tes Land. Schutz­los war sie den Ein­fäl­len der Nach­barn, Meck­len­burg, Pom­mern, Sach­sen und Mag­de­burg preis­ge­ge­ben. Im In­nern be­feh­de­ten sich die im Selbst­schutz stark ge­wor­de­nen Städ­te, und die Rit­ter un­ter­nah­men un­ge­straft ih­re Raub­zü­ge, de­nen die Dör­fer zum Op­fer fie­len. Die Schil­de­run­gen der Not und Ver­wüs­tung aus je­ner Zeit sind er­schüt­ternd. Da war kei­ne Macht, wel­che die räu­bern­den und plün­dern­den Feh­de­ge­sell­schaf­ten hin­der­te, die wehr­lo­sen Dör­fer ih­res Viehs und ih­rer Ha­be zu be­rau­ben, Woh­nun­gen und Stäl­le in Brand zu ste­cken. Die Be­woh­ner wur­den oft er­schla­gen. Die aus­ge­plün­der­ten Dör­fer muß­ten sich oben­drein zur spä­te­ren Lie­fe­rung von Ge­trei­de, Bier, auch „Ban­ner­geld“ ver­pflich­ten, wenn sie ih­re Be­hau­sun­gen vor den Flam­men ret­ten woll­ten. Die Ge­wöh­nung an ro­he Ge­walt­ta­ten hat­te die Men­schen so tief ent­sitt­licht, daß selbst Kir­che und Kirch­hof nicht ge­scheut wur­den. Selbst die Kir­chen wur­den aus­ge­raubt, Kir­chen­ge­rä­te und Pries­ter­ge­wän­der mit­ge­nom­men und die Scheu­nen, wel­che oft zum Schutz auf dem Kirch­hof er­baut wa­ren, ge­plün­dert. Mön­che und Wall­fah­rer wur­den selbst ih­rer Klei­dung be­raubt. In die­ser her­ren­lo­sen Zeit stand Pan­kow un­ter dem Schutz von Ber­lin und Kölln und moch­te manch­mal be­hü­tet wor­den sein, aber auch man­che Plün­de­rung wird es er­lebt ha­ben. Die Ge­schich­te be­rich­tet,[1] daß Diet­rich von Quit­zow, wel­cher in ei­nem Pro­zeß ge­gen die Stadt Ber­lin un­ter­le­gen war, am 13. Sep­tem­ber 1410, oh­ne die Feh­de an­ge­sagt zu ha­ben, von Büt­zow, dem spä­te­ren Ora­ni­en­burg, aus vor der Stadt Ber­lin mit sei­nen Spieß­ge­sel­len er­schien, Kü­he und Schwei­ne der Bür­ger von der Wei­de raub­te und nach Schloß Böt­zow brach­te. Es ist wohl mög­lich, daß die­ser Ueber­fall auch Pan­kow traf, wo rei­che Ber­li­ner ih­ren Som­mer­sitz hat­ten und die Stra­ße nach Böt­zow vor­über­führ­te.
Bes­se­re Zei­ten soll­ten an­bre­chen. 1412 ka­men die Ho­hen­zol­lern in die Mark. Burg­graf Fried­rich VI. von Nürn­berg zog an­fangs Ju­li 1412 in Ber­lin-Kölln ein; man öff­ne­te ihm die To­re nur mit Wi­der­wil­len. Am 6. Ju­li be­stä­tig­te er die Rech­te die­ser Städ­te, al­so auch ihr Be­sitz­recht an Pan­kow. In har­ten Kämp­fen brach er die Bur­gen der Raub­rit­ter. Im Bünd­nis mit dem Erz­bi­schof  Gün­ther von Mag­de­burg (8. Dez. 1413) zer­stör­te er die Bur­gen zu Frie­sack, Golz­ow, Plaue und Beu­then. Aus sei­nem Tes­ta­ment geht her­vor, daß er, von der Not ge­zwun­gen, selbst Kir­chen­glo­cken (z. B. aus der Ma­ri­en­kir­che zu Ber­lin) zu Büch­sen um­gie­ßen ließ. Die wir­ren Zu­stän­de in der Mark, von wel­cher man in der Welt sag­te, „aus ihr kom­me nie­mand un­be­raubt hin­aus, wenn er auch ganz Deutsch­land un­ge­fähr­det durch­reist sei,“ schwan­den un­ter Fried­richs kraft­vol­ler Re­gie­rung all­mäh­lich, und die weit und breit in der Mark ge­fürch­te­te Macht des Burg­adels nahm ein En­de. Das Land at­me­te wie­der auf, und Nic­laus Upp­schlacht sang nach dem Fall der Rit­ter­bur­gen über Friedrich:

Ach ri­cher gott, dy furf­te gut
Al­le didt sy by von dy be­hut
Durch dyn vil hil­ge, du­re blut;
Hy streit nach gu­den freden.

Dar­to sy­ne ed­le fru­we zart,
Lat sy von dy nict sin ge­schart!
So sint sy bei­de wol be­wahrt,
In dy­nen ewi­ge rike.

Noch ein­mal ritt Fried­rich zum Kai­ser­hof und kam nach vier­zehn Mo­na­ten im Ok­to­ber 1415 als Kur­fürst und voll­be­rech­tig­ter Erb­herr der Mark wie­der, die­ses Mal fei­er­lich mit of­fe­nen Ar­men emp­fan­gen. Am 2. Ok­to­ber hul­dig­te ihm Ber­lin. Er war ein from­mer Mann und nann­te sich gern „Got­tes Amt­mann am Fürs­ten­tum“.
Un­ter de­nen, wel­che ihm bei sei­nem ers­ten Ein­zug ge­hul­digt hat­ten, war auch der Lehn­schul­ze von Pan­kow. Am 23. Au­gust 1412 knie­te er hul­di­gend vor sei­nem neu­en Lan­des­herrn und wur­de von neu­em mit sei­nem Hof-Schul­zen­amt und Pa­tro­nat be­lehnt. In der Ur­kun­de heißt es:
„Ebel Du­cek re­c­e­pit in den dorff czu Pan­kow cz­welff stuck gul­des und ei­nen frey­en hoff mit Aht hub­en und das hal­be diens­te, das halb kirch­le­hen, das hal­be Obers­te usw.“[2]
Es folg­ten Jah­re des Frie­dens und des Auf­blü­hens für die Mark und un­se­ren Ort. Nur ein­mal noch in die­sem Jahr­hun­dert kam Ueber­fall und Ver­wüs­tung über Pan­kow, als 1432 die Hus­si­ten ver­wüs­tend und rau­bend durch die Mark zo­gen und bei Ber­nau ver­nich­tet wur­den. Aber die­se Not war doch nur von kur­zer Dauer.

Wie es in der Pan­kower Chro­nik wei­ter­geht, le­sen Sie bit­te in der nächs­ten Folge.

[1] Haff­titz bei dem Jah­re 1410. G. W. von Raum­ers Codes I 84.

[2] R. C. I 51

Fol­ge 9

Gern weil­ten die Ho­hen­zol­lern in Pan­kow, was da­für spricht, daß Pan­kow in sei­ner Um­ge­bung da­mals sehr an­zie­hend ge­we­sen sein muß. Jo­hann Ci­ce­ro (1486 – 99) be­saß am Ran­de des Eich­wal­des un­mit­tel­bar an der Pan­ke ei­nen Vo­gel­herd. Die letz­ten Res­te des­sel­ben sind erst 1908 bei dem Bau des Kran­ken­hau­ses ver­schwun­den, an des­sen West­gren­ze er lag. Es war ei­ne künst­lich ge­schaf­fe­ne, durch ei­nen Was­ser­gra­ben von der Pan­ke her um­ge­be­ne In­sel. Von In­ter­es­se ist, was hier­über in der Mi­cro­cro­ni­cum Mar­chi­cum des Rek­tors zu Ber­lin, Pe­ter Hafft (Pe­trus Haff­ti­ti­us) 1594 be­rich­tet wird: [1]

An­no Chris­ti 1486 den 11 Mar­tii ist zu Frank­furt am Main Mark­graf Al­brecht, der deut­sche Achil­les, Chur­fürst zu Bran­den­burg sei­nes al­ters 72 Jahr ge­stor­ben und ist an sei­ner statt Chur­fürst wor­den sein Sohn Mark­graf Jo­han­nes wel­cher von Chur­fürs­ten die­ses Stam­mes in der Mark zum ers­ten Hoff ge­hal­ten hat und weil er gro­ße Lust zum Wei­de­werk ge­habt, hat er beim Dorf­fe Pan­c­kow, ei­ne hal­be Mei­le von Ber­lin ge­le­gen, sei­ne Vo­gel­hert ge­habt, auch ein schö­nes Haus in Holzwerck mit zwei Erckern und ei­nem brei­ten Was­ser­gra­ben da­selbst ma­chen las­sen, auch hal­be Mer­ki­sche Grösch­lein münt­zen las­sen, wel­che man die Pan­kowi­schen grosch­lein ge­nannt hat und für we­ni­ge Jah­ren noch sind gang­ge­be ge­we­sen, sind aber we­gen ih­res gu­ten Schrodts und Korns von Gra­nu­lie­rern aus dem Mit­tel ge­tan, daß man sel­ten eins zu sich­te be­kumt. Das haus ist her­nach ver­schenkt, ab­ge­bro­chen und steht heu­ti­ges­tags noch zu Ber­lin hin­ter Ni­ckel Kö­cke­rit­zes haus an der Spre­we (al: Dr. Bartels ha­wß in der heil geist­stra­ßen) und der Wall dar­auf das Haus ge­stan­den mit dem Was­ser­gra­ben ist noch zu Pan­c­kow zu sehen.“

Ei­ne die­sem Vo­gel­herd ähn­li­che Nach­ah­mung, ei­ne In­sel mit Gra­ben, be­fand sich an­fangs des 19. Jahr­hun­derts auf dem Brunz­low­schen Grund­stück, dem al­ten Gar­ten des Lehn­schul­zen­ho­fes, an der Brei­ten und Ber­li­ner Stra­ße; die­se Nach­ah­mung wur­de fälsch­lich für den his­to­ri­schen Vo­gel­herd ge­hal­ten. Der Vo­gel­herd lag nicht   i m   Dorf, son­dern   b e i   dem Dorf. Die An­la­ge ei­nes Vo­gel­her­des auf dem Schul­zen­hof war auch sehr un­wahr­schein­lich, da­ge­gen an der flie­ßen­den Pan­ke und am Wal­des­rand fried­lich und still ge­le­gen. In ei­ner Ver­neh­mung 1725 (Amt Müh­len­hof, Dom. 47, Nr. 3) wird die La­ge des Fin­ken­her­des eben­so an­ge­ge­ben: Das klei­ne In­sel­chen liegt im Feld.“Auch die Se­pa­ra­ti­ons­kar­te von 1822 zeich­net sie an die­ser Stel­le. In die­sem Er­ker­haus hat Jo­hann Ci­ce­ro viel und gern ge­weilt, auch man­che Re­gie­rungs­ge­schäf­te er­le­digt. Er un­ter­zeich­ne­te in Pan­kow 1495 ei­ne Ur­kun­de für die Grä­fin An­na von Rup­pin,[2] 27.3.95 ei­ne Ur­kun­de an Ge­org von Stein,[3] 7.4.96 ei­ne Ur­kun­de,[4] Ver­lei­hung ei­nes Burg­le­hens zu Tan­ger­mün­de 4.10.97;[5] an dem­sel­ben Tag ei­ne Schuld­ver­schrei­bung,[6] 15.9.96 ei­nen An­trag an sei­ne Rä­te[7] und an­de­re Ak­ten 1497 und 1498.
Daß Jo­hann Ci­ce­ro hier ei­ne Münz­stät­te ge­habt ha­ben soll, ist trotz der An­ga­be des Pe­ter Hafft un­wahr­schein­lich. Das fla­che Land war für ei­ne Münz­stät­te zu un­si­cher. Ei­ne Chro­nik des Pfar­rers Ide­ler aus dem Jah­re 1712, wel­che im Ori­gi­nal frei­lich nicht mehr exis­tiert, aber im Aus­zug in den Auf­zeich­nun­gen des Ge­heim­ra­tes Beck­mann[8] ent­hal­ten ist, hegt eben­falls Zwei­fel. Die­se Chro­nik sagt: „Man will sonst auch von Pan­kow­gro­schen sa­gen, ist aber un­ge­wiß, wie weit der Sa­ge zu trau­en. So­viel ist je­doch ge­wiß, daß ein stahler­ner Stem­pel mit Bran­den­burg­wap­pen in der Er­de all­da ge­fun­den.“ Wir wis­sen aber, daß die Prä­gung ge­wöhn­lich ei­nem pri­va­ten Münz­meis­ter, und zwar in der Stadt An­ger­mün­de über­tra­gen wur­de. Die Mün­zen je­ner Zeit tra­gen al­le nur das Wap­pen, aber kei­nen Orts­na­men. Es ist mög­lich, daß man da­mals von Pan­kow­gro­schen sprach aus ei­ner uns nicht be­kann­ten Ver­an­las­sung. Da wir nur auf die Nach­richt des Pe­ter Hafft  an­ge­wie­sen sind, die Ge­schich­te sonst aber von Pan­kow­gro­schen nichts be­rich­tet, die An­ga­ben des Pe­ter Hafft im üb­ri­gen auch nicht im­mer glaub­haft sind, so ist ei­ne Ent­schei­dung mit Si­cher­heit nicht zu tref­fen.
Wie sich in un­se­rer Zeit der Zug der rei­che­ren Ber­li­ner Fa­mi­li­en nach den west­li­chen Vor­or­ten wen­det, so war in frü­he­rer Zeit die Lie­be der Ber­li­ner auf Pan­kow und Nieder=Schönhausen ge­rich­tet. In un­se­rem Or­te schu­fen sich die Pa­tri­zi­er­fa­mi­li­en Ber­lins herr­li­che Som­mer­sit­ze. Wir sa­hen, daß Tyle War­ten­berg 1372 hier be­deu­ten­den Be­sitz er­wor­ben hat­te, und daß selbst die Mark­gra­fen hier Er­ho­lung und Ru­he such­ten. Meyn­ke Cru­se­mark, ein Bür­ger Ber­lins, wur­de am 26. Ju­li 1438 mit zwei Bau­ern­hö­fen, den zu­ge­hö­ri­gen Hu­fen, zwei wei­te­ren Hu­fen und ei­nem Kos­sä­ten­hof be­lehnt.[9]

Fre­de­rich der Jun­ge be­ken­nen, daß wir un­se­rem lie­ben getru­wen Mey­ni­cke Cru­se­m­arcke zcu pan­c­kow zc­wu hu­fen cz­ween hu­fe­ner ho­ve und ei­nen Kos­se­ten­hoff und da­selbst in der mu­le sechs schef­fel rog­gen mit al­len fri­hi­ten in al­ler­mas­sen die­sel­ben gu­te Cu­ne Cru­se­mar­gk, sein Va­ter se­li­ger, vor­mals von der mar­ggra­we­schaft in­ne­ge­habt und auf ihn ge­erbt hat, ge­li­hen ha­ben. Wenn es auch sieh, das der ge­nannt mey­ne Cru­se­m­arck ane men­lich lie­bes­le­bens­er­ben ab­gin­ge oder sin So­ne des­glei­chen, so ha­ben wir ka­the­ri­nen, mar­ga­re­then und An­nen, ge­schwes­tern, des ge­nann­ten mei­nig­ke Cru­se­mar­gken toch­tern, die be­sun­de­re gna­de ge­tan, das sie sul­lich gu­te al­le ire le­be­ta­ge zum lip­ge­din­ge In­ne haben.“

Das läßt an­de­rer­seits aber auch auf die da­mals trau­ri­ge La­ge der Bau­ern schlie­ßen, denn die­se Hö­fe wa­ren si­cher­lich ver­fal­len und von ih­ren Be­sit­zern einst in der Not­la­ge auf­ge­ge­ben wor­den. Auch der Lehns­schul­zen­hof wech­sel­te sei­nen Be­sit­zer. Wir er­fah­ren, daß 1453 die Fa­mi­lie Du­se­ke ih­ren viel­leicht schon Jahr­hun­der­te hin­durch be­ses­se­nen Hof an die Fa­mi­lie des Ber­li­ner Bür­ger­meis­ters Blan­ken­fel­de ver­äu­ßer­te. Die Ver­an­las­sung des Ver­kaufs ken­nen wir nicht. Es ist mög­lich, daß beim To­des­fall des Be­sit­zers ein männ­li­cher Er­be nicht leb­te, und da­her das Gut, wel­ches ein Mann­le­hen war, in ei­ne an­de­re Fa­mi­lie über­ge­hen muß­te. Da die Fa­mi­lie Du­se­ke aber, wie wir oben sa­hen, auch in an­de­ren Dör­fern Be­leh­nun­gen be­saß, so kann es sich auch im In­ter­es­se die­ser Be­sit­zun­gen um ei­nen frei­wil­li­gen Ver­kauf ge­han­delt ha­ben. Zwei Ur­kun­den be­tref­fen die­sen Be­sitz­wech­sel. Nach der ei­nen be­stä­tigt der Kur­fürst am 24. Dez. 1453 den den Bür­gern Wil­ke und Hans Blan­ken­fel­de zu Ber­lin er­teil­ten Lehns­brief über das hal­be Dorf Pan­kow, in der Ur­kun­de heißt es:

„Der Kur­fürst be­lehnt Wil­ke und Hans Ge­brü­der Blan­ken­fel­de mit dem Dor­fe See­feld …… so­wie mit dem hal­ben Dorf Pan­kow, dem da­zu ge­hö­ri­gen hal­ben obers­ten und nie­de­ren Ge­richt, frei­er Schä­fe­rei, dem hal­ben Kir­chen­le­hen, obers­ten und nie­de­ren Ge­richt über ih­re Leu­te, Zin­sen, Ge­bü­schen, Wei­den etc., wie die­se Gü­ter Ebel Du­se­ke und frü­her Fot­zen­bart be­ses­sen hat. Da­tum Cölln am Frei­tag nach dem hei­li­gen Pfingst­ta­ge 1455.“[10]

Durch die­sen Be­sitz­wech­sel wur­de der Lehns­schul­zen­hof ein herr­schaft­li­ches Gut. Der Hof und das Kir­chen­pa­tro­nat ist nicht wie­der in den Be­sitz ei­ner bäu­er­li­chen Fa­mi­lie über­ge­gan­gen. Ma­gis­trat, Män­ner der Wis­sen­schaft, des ho­hen Be­am­ten­tums, ja selbst die Kur­fürs­ten und Preu­ßens Kö­ni­ge ha­ben ihn nach­ein­an­der, bis er par­zel­liert wur­de, be­ses­sen. Der Hof wird spä­ter „bo­num“ (Gut) ge­nannt.
Da­durch war aber auch das Pa­tro­nat der Kir­che, wie der Lehns­brief aus­drück­lich be­sagt, auf die Fa­mi­lie Blan­ken­fel­de über­ge­gan­gen, aber nur die Hälf­te des Pa­tro­nats. Wer mag den an­de­ren Teil des Pa­tro­nats­rechts be­ses­sen ha­ben?
Nach dem Land­buch Carls IV. (1376) war War­ten­berg mit der zwei­ten Hälf­te des­sel­ben be­lehnt wor­den. Von die­sem Lehn­sitz ist nun nir­gend mehr die Re­de. Wenn auch spä­ter ein Bau­er War­ten­berg wie­der ge­nannt wird, so haf­tet doch an des­sen Hof kein be­son­de­res Recht, so daß wir an­neh­men müs­sen, daß die spä­te­re Bau­ern­fa­mi­lie War­ten­berg mit je­nem Be­sit­zer glei­chen Na­mens vom Jah­re 1376 kei­nen Zu­sam­men­hang hat. Ach­ten wir je­doch dar­auf, daß im Land­buch aus­drück­lich von den 12½ Hu­fen des War­ten­berg ge­sagt wird, daß de­ren Be­sitz dem Ma­gis­trat von Ber­lin zu­stand „qui ha­bent pro­prietatem“ und daß War­ten­berg sie gleich­sam nur auf Zeit­pacht hat­te, so liegt der Schluß na­he, daß War­ten­berg oder sei­ne Fa­mi­lie den Be­sitz der Hu­fen wie­der an den Rat von Ber­lin zu­rück­ge­ge­ben hat­te. Das wür­de auch er­klä­ren, daß 1540 der Rat von Ber­lin als Mit­pa­tron ge­nannt wird. Die Hu­fen des War­ten­berg wur­den wahr­schein­lich vom Rat zu Ber­lin ein­zel­nen Kos­sä­ten­hö­fen zu­ge­legt und die­se zu Bau­ern­hö­fen da­durch ge­macht. So läßt es sich auch er­klä­ren, daß in der Fol­ge­zeit­in Pan­kow sich 14 bis 16 Bau­ern­hö­fe be­fin­den, wäh­rend das Land­buch Carls IV., wie wir sa­hen, Bau­ern­hö­fe im Ort noch nicht kennt. Nach dem an­ge­führ­ten Lehns­brief war mit dem Gut auch die freie Schä­fe­rei, wel­che ge­trennt vom Guts­hof lag, verbunden.

[1] R. C. I V 1 Sei­te 75.
[2] R. C., A. 9, 248.
[3] R. C., C. 9, 403.
[4] R. C., A. 10, 167.
[5] R. C., A. 16, 120.
[6] R. C., A. 19, 56.
[7] R. C., C. 2, 415.
[8] St.
[9] L. XVII 36. R. C. A. 11, S. 343.
[10] R. C., Sup­pl. I 305.

Fol­ge 10

Zwei Ur­kun­den die­ses Jahr­hun­derts ge­ben uns über die pfarr­amt­li­chen Ver­hält­nis­se un­se­res Or­tes in der al­ten Zeit Auf­schluß. Pan­kow war ein Pfarr­ort (ma­ter, Mut­ter­kir­che); zu ihm ge­hör­te schon da­mals die Kir­chen­ge­mein­de Nieder=Schönhausen als Toch­ter­ge­mein­de (fi­lia). Aber auch der Wed­ding war in Pan­kow ein­ge­pfarrt. Dar­auf be­zieht sich ei­ne Ur­kun­de, wel­che lautet:

„Dit is die ewi­ge Ren­te up de­me Ra­thu­se tu Ber­lin: Per­rer tu Pan­kow 1 chorum Roggen.“

Statt die­ses Schef­fels Rog­gen be­zog der Pfar­rer spä­ter nach dem Vi­si­ta­ti­ons­pro­to­koll von 1540 für die seel­sor­ger­li­che Ver­sor­gung des Wed­dings 24 Gro­schen vom Rat zu Ber­lin. Wann der Pfar­rer von Pan­kow mit der Seel­sor­ge auf dem Wed­ding be­traut wor­den ist, läßt sich nicht be­stim­men, viel­leicht schon 1289, denn in die­sem Jah­re am 14. Au­gust hat­te der Mark­graf Ot­to den Hof Wed­ding den Bür­gern „zu ei­nem rech­ten und ewi­gen Le­hen mit al­len Rech­ten und mit al­ler Macht, wel­che er selbst dar­an be­ses­sen“ ge­schenkt.[1] Der Weg zum Wed­ding war weit und san­dig und die Be­sol­dung mit ei­nem Schef­fel oder 24 Gro­schen jähr­lich ge­wiß merk­wür­dig ge­ring. Der Pfar­rer zu Pan­kow mit dem Fi­li­al Nieder=Schönhausen und dem Wed­ding un­ter­stand in al­ter Zeit bis zur Re­for­ma­ti­on der Prob­s­tei Ber­now (Ber­nau), wel­che ein Teil des Bis­tums Bran­den­burg war.[2] Auf ei­nen be­son­de­ren Fest­tag in kirch­li­chen Le­ben läßt uns die Jah­res­zahl der äl­tes­ten Glo­cke un­se­rer Kir­che (1475) schlie­ßen; Blan­ken­fel­de, der neue Pa­tron der Kir­che, mag die Glo­cke der Ge­mein­de zum Ge­schenk ge­macht haben.

Ehe wir in das Jahr­hun­dert der Re­for­ma­ti­on hin­ein­ge­hen, mö­ge ei­ne für je­ne Zeit be­deut­sa­me Fra­ge be­ant­wor­tet wer­den. Hat­te das Klos­ter zu Span­dau auch in Pan­kow Be­sitz? Die Ver­mu­tung liegt wohl na­he, weil die­ses Klos­ter, einst nach ei­ner Ur­kun­de 1239 von den Mark­gra­fen „Jo­hann­sen und Ot­ten“ ge­grün­det und reich aus­ge­stat­tet, in vie­len Dör­fern der Mark gro­ße Be­sit­zun­gen hat­te; zum Bei­spiel in Schö­ne­berg seit 1264 fünf Hu­fen, in See­ge­feld seit 1265 vier Hu­fen, die Kir­che zu Roh­kow seit 1270, in Staa­ken seit 1273 acht Hu­fen, in Mahl­ow seit 1287 zwei Hu­fen, in Bey­ers­dorf seit 1317 neun Hu­fen, in Ber­lin und Kölln seit 1318 den Fisch­zoll, in Küs­trin He­bung von „Häh­rin­gen“ und in Pots­dam He­bung von Garn. Das Klos­ter be­saß die Jung­fern­hei­de, wel­che nach dem Klos­ter den Na­men führt und fast bis an Pan­kow her­an­reich­te; es be­saß zwei­und­zwan­zig Hu­fen in Nieder=Schönhausen und seit 1251 als Ge­schenk der Mark­gra­fen Jo­hann und Ot­to ei­ne dem Fried­rich von Ka­re ab­ge­kauf­te Müh­le an der Pan­ke beim Dor­fe Wed­ding, wel­che nicht mit der Pan­ke­müh­le in un­se­rem Dorf zu ver­wech­seln ist. Aber nir­gends fin­det sich ein Hin­weis auf ei­nen Be­sitz in Pan­kow. Wir kön­nen die Fra­ge dem­nach ver­nei­nen. Die Er­klä­rung liegt dar­in, daß un­ser Ort dem Rat von Ber­lin und Kölln ge­hör­te. Die Städ­ter sa­hen un­gern, daß die Rech­te der Klös­ter im­mer grö­ßer und grö­ßer wur­den, und die Bau­ern und Kos­sä­ten wa­ren zu arm, um Schen­kun­gen ma­chen zu können.

Chronik Pankow

Ueber­schau­en wir un­se­ren Ort am En­de die­ses Jahr­hun­derts. Er hat­te ei­ni­ge schön ge­pfleg­te Be­sit­zun­gen, näm­lich das Gut im Be­sit­ze der Fa­mi­lie Blan­ken­fel­de, ei­ni­ge Hö­fe, auf de­nen die vor­neh­me Ber­li­ner Fa­mi­lie Kru­se­mark saß, und das Er­ker­haus mit dem Vo­gel­herd und der Hof­hal­tung des Mark­gra­fen. Be­sit­zer des Or­tes war der Rat von Ber­lin und Kölln, Pa­tron der Kir­che die Blan­ken­fel­de und die Rä­te von Ber­lin. Ne­ben dem Gut lag der Pfarr­hof, und den blei­ben­den Dorf­teil be­wohn­ten ei­ni­ge ar­me Hüf­ner und ei­ne An­zahl noch är­me­rer Kos­sä­ten. Reich­tum und Ar­mut, Glanz und Elend, Herr­schaft und völ­li­ge Macht­lo­sig­keit wohn­ten dicht ne­ben­ein­an­der. Die Bau­ern und Kos­sä­ten fris­te­ten, je­des Rech­tes le­dig, ihr müh­se­li­ges Le­ben­vom Er­trag der ge­rin­gen Hö­fe, hart­ge­drückt durch ho­he Ab­ga­ben, Ta­ge­löh­ner der rei­chen Ber­li­ner im Ort. Man­cher Hof lag wüst, die Häu­ser wa­ren mehr oder we­ni­ger verfallen.

[1] R. C. I 58
[2] R. C., A. 8, 418

Fol­ge 11

Das Jahr­hun­dert der Reformation

Die Zeit der Re­for­ma­ti­on brach an. Wel­che die Ge­mü­ter über­all tief er­reg­te. Ein Früh­lings­rau­schen ging durch die Welt, wel­che re­li­gi­ös und sitt­lich er­stor­ben war. Die Vi­si­ta­to­ren, von de­nen wir spä­ter hö­ren wer­den, wa­ren er­schro­cken über den Man­gel an re­li­giö­sem Wis­sen nicht bloß des gan­zen Vol­kes, son­dern auch der Geist­li­chen. „Der ge­mei­ne Hau­fe wis­se we­der von Gott noch von sei­nem Wort noch von den Sa­kra­men­ten“, klag­ten sie.[1] Dem Kle­rus fehl­te es nicht al­lein an dem not­wen­di­gen Bil­dungs­grad, son­dern auch an Selbst­ge­fühl und Selbst­be­herr­schung. Wenn auch ge­gen die Sit­ten­ver­derb­nis der Pries­ter die mär­ki­schen Bi­schö­fe von Bran­den­burg und Ha­vel­berg mit Edik­ten vor­gin­gen, so konn­te das Uebel doch nicht mehr be­sei­tigt wer­den. Völ­le­rei und Sit­ten­lo­sig­keit, Miß­brauch der Amts­ge­walt und Ver­nach­läs­si­gung der Pflich­ten zo­gen der Geist­lich­keit die Miß­ach­tung des Vol­kes zu. Da­zu kam, daß das Los der Dorf­geist­li­chen nicht glän­zend war. Auf ih­nen la­gen drü­ckend gro­ße Ab­ga­ben an den Bi­schof. Sie ent­rich­te­ten das Ca­the­dra­ti­cum, ge­wöhn­lich der zehn­te Teil ih­res Ein­kom­mens, das Syn­oda­ti­cum, zur Be­strei­tung der durch Ab­hal­tung der Syn­oden ent­ste­hen­den Kos­ten, die Pro­ku­ra­ti­ons­gel­der zur Ver­pfle­gung des in­spi­zie­ren­den Bi­schofs, fer­ner ganz will­kür­lich be­mes­se­ne ge­le­gent­li­che Geld­for­de­run­gen für den Pa­bst, wel­che der Bi­schof un­ter dem Na­men Lie­bes­ga­be „sub­si­di­um­cu­ri­ta­ti­vum“ ein­sam­mel­te und nach Rom sand­te. So zahl­te der Kle­rus des Bis­tums Bran­den­burg im Jah­re 1370 an den Pa­bst 780 Gold­gul­den.[2] Den Geist­li­chen blieb kein an­de­res Mit­tel, als die­se Ab­ga­ben ih­ren Beicht­kin­dern ab­zu­for­dern. Was Her­ren und Pries­ter dem Vol­ke nicht nah­men, das trug es zu den Wun­der­stät­ten, de­nen man oft den letz­ten Pfen­nig op­fer­te. Und wie zahl­reich wa­ren die­se Wun­der­stät­ten in der Mark, zu Ste­pe­nitz, Zeh­de­nick, Be­litz, Techow, Nau­en, Wilsnack.

Der letz­te ka­tho­li­sche Pfar­rer in Pan­kow hieß Krü­ger. Of­fen­bar hat er bei der Ein­füh­rung der Re­for­ma­ti­on 1539 un­se­ren Ort ver­las­sen, denn es ist schwer­lich an­zu­neh­men, daß sein Tod mit je­nem Tag zu­sam­men­fiel. Die meis­ten Pris­ter ver­lie­ßen da­mals ih­re Pfrün­de, denn sie wa­ren den ho­hen An­for­de­run­gen, wel­che die Re­gie­rung an die Geist­li­chen der evan­ge­li­schen Kir­che stell­te, nicht ge­wach­sen. Der Pfar­rer soll­te der geis­ti­ge Füh­rer sei­ner Ge­mein­de in welt­li­chen wie re­li­giö­sen Din­gen sein, dar­um for­der­te man von ihm ein aka­de­mi­sches Stu­di­um und die Ab­le­gung ei­ner Prü­fung. An die stel­le des la­tei­ni­schen Meß­ka­nons trat die Pre­digt in deut­scher Spra­che und die re­li­giö­se Be­leh­rung des Vol­kes. Jo­hann Mol­ler war nach dem Vi­si­ta­ti­ons­pro­to­koll von 1540 der ers­te evan­ge­li­sche Pfar­rer von Pan­kow und Nieder=Schönhausen. Zum ersten­mal nahm die Ge­mein­de das Abend­mahl in bei­der­lei Ge­stalt und sam­mel­te sich um Got­tes Wort.

Nach­dem die Ge­mein­den den Ueber­tritt zur Leh­re der Re­for­ma­ti­on voll­zo­gen hat­ten, war es die drin­gen­de Auf­ga­be der Re­gie­rung, das mär­ki­sche Kir­chen­we­sen zu ge­stal­ten, die For­men des Got­tes­diens­tes zu betim­men und das Kir­chen­ver­mö­gen fest­zu­stel­len. Letz­te­res war be­son­ders nö­tig, denn es war zu be­fürch­ten, daß in der Zeit des Ueber­gan­ges die Be­sit­zun­gen und Rech­te der Kir­che, Pfar­ren und Küs­te­rei­en ver­lo­ren­ge­hen konn­ten. Ver­pflich­te­te wei­ger­ten sich auch tat­säch­lich, ih­ren Pflich­ten nach­zu­kom­men. Geist­li­che flüch­te­ten zahl­reich, wie aus den von Jo­hann Wein­löben 1540 ver­faß­ten „Ar­ti­keln be­lan­gen­de der Kir­chen und geist­li­chen Gü­ter“ [3] her­vor­geht, un­ter Mit­nah­me der Kel­che, Mons­tran­zen, des ba­ren Gel­des und der Schuld­brie­fe; Pa­tro­ne zo­gen ei­gen­mäch­tig Kir­chen­gü­ter ein. Die Land­stän­de nah­men 1540 die „mär­ki­sche Kir­chen­ord­nung“ an, und noch in dem­sel­ben Jah­re be­gann der ers­te Ge­ne­ral­su­per­in­ten­dent der Mark Ja­kob Strat­ner, der Rechts­ge­lehr­te Jo­hann Wein­löben und ein Kom­mis­sar des Bi­schofs zu Bran­den­burg die Kir­chen­vi­si­ta­ti­on, wel­che 2 Jah­re dau­er­te. Das Vi­si­ta­ti­ons­pro­to­koll Bar­nim­scher Dör­fer in der Um­ge­bung Ber­lins ent­hält auch die Auf­zeich­nung der Vi­si­ta­ti­on zu Pan­kow: [4]

„Pan­kow, ist it­zo Pfar­rer Er. Jo­hann Mol­ler, Col­la­to­res (Pa­tro­ne) die reh­te zu Ber­lin und Span­do, hat 1 Kelch, 1 mons­trant­zen, 1 pa­cem, hat LXXX Com­mu­ni­kan­ten, tregt das Op­fer des Jar bei XL gr (Gro­schen), hat ein Pfarr­haus, dot­zu ge­horn IIII hu­fen. Wan die aus­gethan, tra­gen sie II W (Wis­pel) halb ro­cken halb ha­fern, hat III Wie­sen, hat ka­bel­holtz, XXIIII gr vom Wed­ding, gibt der Rath zu Ber­lin, hat XXXVIII hu­fen vor die­sem Dorf­fe, hat die Pfarr von je­der Hu­fen ein Schef­fel, 1 Schock pund­stroh vor des Wachs. Kus­ter hat ein Kus­ter­haus, XXXII schef­fel je­lich schef­fel­korn ei­tel rog­gen, II brot aush je­dem hau­se, II Ei­er von ei­ner hu­fen, II gr gots­haus, II gr 1 mahl­zeit der pharrer.

Gots­haus hat sechs mor­gen lands, VI schock haupt­sum­ma hat pe­ter kol­daw, bur­ger aus Ber­lin, aus die­sem gots­haus be­kom­men, sol jer­lich 24 gr Zins ge­ben, ist ins rats­buch vor­schrie­ben (ein­ge­tra­gen), II Schock haupt­sum­ma An­dre­as schreck zu Ber­lin, ists 4 Jahr schul­digt ge­we­sen, gibt kein Zins, ist nicht vor­schrie­ben, II Schock­t­he­wes De­ne zu Pan­kow, gibt nicht Zins; hat noch bish in VI schock bar­geld in der kir­chen lie­gen. Die­se Pfarr hat ein fi­li­al zu Schönhausen.“

Das Vi­si­ta­ti­ons­pro­to­koll ist ein wert­vol­les Sei­ten­stück zum Land­buch Carls IV. Dort die Auf­zeich­nung des welt­li­chen Be­sit­zes und hier die Er­gän­zung, die Mit­tei­lun­gen über die kirch­li­chen Gü­ter. Das Pro­to­koll ist in gro­ßen Zü­gen ver­faßt, knapp und kurz, wie es durch die Kür­ze der Zeit und den enor­men Um­fang der zu be­wäl­ti­gen­den Ar­beit wohl ge­bo­ten war. Ueber die Stol­ge­büh­ren und man­che klei­ne Ein­nah­men ist man hin­weg­ge­gan­gen; um die­se war das Kir­chen­re­gi­ment wohl auch nicht be­sorgt, da die­sel­ben je­der­zeit fest­ge­stellt wer­den konn­ten und ein Ver­lust der Kir­che nicht zu be­fürch­ten war. Auf­zeich­nun­gen hier­über be­geg­nen wir in spä­te­rer Zeit. Die auf­ge­führ­ten Ab­ga­ben an den Pfar­rer und Küs­ter sind nicht neu be­stimmt, son­dern ent­spre­chen der frü­he­ren Zeit. Zum ersten­mal wird (korr.: wer­den) hier im Pro­to­koll der Küs­ter und das Küs­ter­ge­höft er­wähnt. Si­cher­lich hat nicht die Re­for­ma­ti­on erst bei­des ge­schaf­fen, da­zu wa­ren die Bau­ern­ge­mein­den da­mals viel zu arm; die­ses Amt und Haus hat­te sei­ne Be­grün­dung ge­wiß gleich­zei­tig mit der Ein­rich­tung des Pfarr­am­tes im Ort. Merk­wür­dig ist der ver­hält­nis­mä­ßig gro­ße Bar­be­sitz der Kir­che, wel­cher 16 Schock Gro­schen be­trägt. Die­ses Ver­mö­gen ist wohl durch die Pacht­ver­trä­ge der 6 Mor­gen Kir­chen­acker, wel­che ei­ne Do­ta­ti­on aus der Ent­ste­hungs­zeit der Kir­che wa­ren, und aus Op­fern und Lie­bes­ga­ben be­stan­den. Der Pfar­rer Mol­ler be­zog nach die­sem Pro­to­koll aus Pan­kow das Abend­mahls­op­fer mit et­wa 40 Gro­schen, den Er­trag von 4 Hu­fen Pfarr­land, von 38 Hu­fen Ge­mein­de­land – al­so auch von den 4 frei­en Guts­hu­fen – zu­sam­men 38 Schef­fel Ge­trei­de und 38 Schock Bund­stroh und vom Ma­gis­trat zu Ber­lin 24 Gro­schen für die Seel­sor­ge auf dem Wed­ding. Der Küs­ter hat An­recht auf 32 Schef­fel Ge­trei­de ent­spre­chend den Ge­mein­de­hu­fen, mit Aus­nah­me der 6 frei­en Guts­hu­fen, auch 2 Bro­te aus je­dem Haus und 2 Ei­er von je­der Hu­fe; au­ßer­dem 2 Gro­schen jähr­lich aus der Kir­chen­kas­se und zwei Gro­schen und ei­ne Mit­tags­mahl­zeit vom Pfar­rer. Land hat­te die Küs­te­rei nicht.

[1] Hei­de­mann, Reformation.

[2] R. C. I 8, 295

[3] R. C. III 3, 471

[4] R. C. A. 11, 477

 

Fol­ge 12

Das war ein schma­les Ein­kom­men für Pfar­rer und Küs­ter, wel­ches sich al­ler­dings um die Hu­fen­ab­ga­ben des klei­ne­ren Fi­li­als  Schön­hau­sen und um die frei­lich ge­rin­gen Ge­büh­ren bei den sel­te­nen Amts­hand­lun­gen ver­mehr­te. Wir wer­den spä­ter hier­auf zu­rück­kom­men. Dem Pfar­rer wur­de es oben­drein oft schwer, die ihm zu­ste­hen­den Ein­nah­men zu er­hal­ten: das geht aus dem Vi­si­ta­ti­ons­pro­to­koll[1] von Schön­hau­sen her­vor, in dem es heißt: „Auch hat der Pfar­rer zu Pan­kow ge­clagt, das ime Chris­tof­fel bar­fuß (Pa­tron und Be­sit­zer des Rit­ter­gu­tes Schön­hau­sen) den hal­ben Wie­sen­wachs ab­ge­zo­gen und ge­be­ten im de­ne wi­der zu­zu­eig­nen.“ Es ging ihm wie der Kir­che, wel­che nach dem Pro­to­koll mit ih­rer Zins­ein­zie­hung eben­falls schlech­te Er­fah­run­gen machte. 

Ein zwei­tes Vi­si­ta­ti­ons­pro­to­koll ha­ben wir aus dem Jah­re 1574,[2] aus der Amts­zeit des Pfar­rers Zim­mer­mann, wel­ches bei sonst wört­li­cher Ueber­ein­stim­mung in ei­ni­gen Mit­tei­lun­gen von dem Pro­to­koll aus dem Jah­re 1540 ab­weicht. Es nennt un­ter den Be­sitz­tei­len die Mons­tranz aus Kup­fer, für die Pfar­re ei­nen Gar­ten, für di­Kir­che ei­ne Wie­se, wel­che Si­mon Stromann für jähr­lich 2 Gro­schen ge­pach­tet hat, und den Bier­zei­ten­pfen­nig. Da­ge­gen fehlt je­de Er­wäh­nung ei­nes Bar­ver­mö­gens der Kir­che. Es schließt mit ei­ner ei­gen­ar­ti­gen An­ord­nung des Vi­si­ta­tors: „Es sol­len hin­fu­ro die Bau­ern zu Pan­kow nichts mehr denn 2 Tun­nen Bier bei Pflü­gung der 6 Mor­hen Lan­des und Ab­brin­gung des Korns zu for­dern ha­ben und ei­ne Tun­ne zum Dre­schen, aber das Bier auf dem Palm­tag soll gar ab­gethan sein und so die Got­tes­haus­leu­te dar­über sol­ches aus­ge­ben wur­den, sol­len sie es der Vor­stand.“ Bei der Be­acke­rung der 6 Mor­gen Kir­chen­land, wel­che die Bau­ern oh­ne Lohn zu ver­rich­ten hat­ten, wur­de die Ver­pfle­gung der Ar­bei­ten­den an Ge­trän­ken aus der Kir­chen­kas­se be­zahlt. Of­fen­bar wur­de die Gren­ze des Er­laub­ten manch­mal über­schrit­ten und da­her die An­ord­nung ge­trof­fen, daß in die­sem Fall die Kir­chen­vor­ste­her, wel­che zwei Bau­ern wa­ren, die Meh­run­kos­ten tra­gen soll­ten. Der be­son­de­re Trunk am Palm­sonn­tag wird ganz ab­ge­stellt. Das muß ein merk­wür­di­ger, mit­tel­al­ter­li­cher Brauch ge­we­sen sein, daß den Bau­ern am Palm­sonn­tag. An der Schwel­le der Kar­wo­che, von der Kir­che „ei­ne Tun­ne Bier“ ge­ge­ben wurde. 

Der­sel­be Grund, wel­cher 1540 die Vi­si­ta­ti­on ver­an­laß­te, be­stimm­te wohl die Re­gie­rung, auch die wert­vol­len Mons­tran­zen, wel­che im evan­ge­li­schen Got­tes­dienst kei­ne Ver­wen­dung mehr fan­den, einzuziehen. 

Am 8. Au­gust 1540 über­ga­ben die Vi­si­ta­to­ren den Sil­ber­be­am­ten des Kur­fürs­ten die Mons­tranz un­se­rer Kir­che, die Ur­kun­de lau­tet:[3]

„Zu wis­sen, das die ver­ord­ne­ten Vi­si­ta­to­ren des Chur­fürs­t­ent­h­umbs der Mark zu Bran­den­burgk Mitt­woch nach As­sump­tio­nis Ma­rie des XL. Jars (18. Au­gust 1540)unsres gne­digs­ten herrn des Chur­fürs­ten zu Bran­den­burgk Syl­ber­knech­ten vol­gendt kir­chen­sil­ber Stück­weiß­über­ant­wor­tet und zu­ge­wo­gen. Eyn Mons­trantz von Ban­kow wigt Sybnt­halb Mark, Sy­ben lott.“ 

Ei­ne zwei­te wert­lo­se­re Mons­tranz aus Kup­fer hat die Kir­che be­hal­ten, wel­che als Al­tar­kreuz wei­ter in der Kir­che Ver­wen­dung fand, wie ein Vi­si­ta­ti­ons­pro­to­koll von 1574 und Pfar­rer Ide­ler 1716 in sei­ner De­si­gna­ti­on an­gibt. Die Kur­fürs­ten muß­ten zu dem Ein­zie­hen der wert­vol­len Mons­tran­zen als Lehns­her­ren doch wohl be­rech­tigt ge­we­sen sein, frei­lich ha­ben sie, durch Rechts­er­kennt­nis ge­zwun­gen, die­sel­ben manch­mal zu­rück­ge­ge­ben, so z. B. der Klos­ter­kir­che zu Ber­lin. Wie wir schon frü­her sa­hen, nah­men sie der Kir­che in der Mark ge­gen­über ei­ne be­son­de­re Stel­lung ein. Fried­rich II. er­warb 1447 das Recht, die Bis­tü­mer Bran­den­burg und Ha­vel­berg mit ihm ge­neh­men Per­sön­lich­kei­ten zu be­set­zen, und Joa­chim I. füg­te die­sem Recht 1514 das Pa­tro­nats­recht über die Dom­ka­pi­tel die­ser Bis­tü­mer und das Recht, den Dom­probst zu er­nen­nen hin­zu. Die Ho­hen­zol­lern hat­ten so die bi­schöf­li­che und die geist­li­che Ge­walt in der Mark völ­lig in ein Ab­hän­gig­keits­ver­hält­nis von der welt­li­chen Herr­schaft ge­bracht.[4]

 Die Re­for­ma­ti­on fand im Augs­bur­ger Re­li­gi­ons­frie­den auf dem Reichs­ta­ge zu Augs­burg am 25. Sep­tem­ber 1555 ih­ren Ab­schluß. „Nie­mand dür­fe we­gen des Aus­bur­gi­schen Be­kennt­nis­ses an­ge­grif­fen wer­den,“ so be­stimm­te die Ver­samm­lung der Stän­de und Frürs­ten. Der Sieg des Lu­the­ri­schen Glau­bens wur­de im kom­men­den Jahr in den lu­the­ri­schen Lan­den ge­fei­ert. Un­se­re zwei­te al­te Kir­chen­glo­cke, wel­che die Jah­res­zahl 1556 trägt, läu­te­te bei dem Sie­ges- und Frie­dens­fest un­se­rer Ge­mein­de zum ersten­mal; sie ist ein Dank­op­fer der Ge­mein­de ge­we­sen und soll­te für al­le Zei­ten ein Denk­mal der Re­for­ma­ti­on bleiben. 

Die kirch­li­che Ver­bin­dung un­se­rer Ge­mein­de mit Ber­nau­wur­de durch die Re­for­ma­ti­on ge­löst und Pan­kow, wie al­le na­hen Dör­fer um Ber­lin, der Stadt­su­per­in­ten­den­tur Ber­lin un­ter­stellt, wel­che vom Pfar­rer der Ni­ko­lai­kir­che aus­ge­übt wur­de. Pan­kow ge­hört seit die­ser Zeit kirch­lich zu Ber­lin. Dar­um führt noch heu­te un­se­re Su­per­in­ten­den­tur in ih­rer Be­zeich­nung Ber­lin Land II den Na­men Ber­lins. Die Stadt­su­per­in­ten­den­tur wur­de im An­fang des 19. Jahr­hun­derts in die Su­per­in­ten­den­tur der Stadt­ge­mein­den und Land­ge­mein­den wie­der­um in zwei Verwaltungsbezirke. 

Wäh­rend so das Rin­gen um Got­tes Wort und den glau­ben sich voll­zog und das In­nen­le­ben, be­freit von dem Druck der ka­tho­li­schen Kir­che, in neue licht­vol­le Bah­nen ein­lenk­te, wa­ren in der Stil­le be­deut­sa­me Ver­än­de­run­gen des ir­di­schen Be­sit­zes in un­se­rem Ort vor sich gegangen. 

Mit dem To­de des Kur­fürs­ten Jo­hann Ci­ce­ro 1496, des­sen Hang zum Vo­gel­fang der Nach­fol­ger auf dem Thron nicht ge­erbt hatte,war wahr­schein­lich das In­ter­es­se der Ho­hen­zol­lern an der klei­nen idyl­li­schen Be­sit­zung in Pan­kow, dem Er­ker­häus­chen in­mit­ten des Wal­les­ge­schwun­den. Sie über­lie­ßen ih­re Be­sit­zung 1525 dem Do­mi­ni­cus Blan­ken­feld mit fol­gen­den Lehns­brief.[5]

 „Wir Joa­chim Kur­fürst be­ken­nen und thum kund­öf­fent­lich mit die­sem Brief für uns und un­se­re Er­ben und Nach­kom­men, daß wir un­se­rem lie­ben und ge­treu­en­Die­ner und Hof­ge­s­indt Do­mi­ni­cus Blan­ken­feldt und sei­nen männ­li­chen Er­ben zu ewi­gen Pach­ten gnä­dig­lich ge­lie­hen ha­ben, Die Stät­te Raum und Gra­ben­wall­mit den vier (? un­le­ser­lich) und al­les Zu­ge­hor­ung und Ge­rech­tig­keit Grund und Bo­den die wir zum Dorf Pan­kow zum Be­sitz und ei­gen hat­ten auch al­ler­ma­ßen wie wir dies al­les von un­se­rem freund­li­chen lie­ben Herrn und Va­ter wei­land Mark­graf Jo­hann Kur­fürs­ten geerbt.“

[1] R. C., A. 11, 478

[2] Kon­sis­to­ri­um Berlin.

[3] R. C. III, 502.

[4] Hei­de­mann. Re­for­ma­ti­on in der Mark.

[5] St. Cop. Rep. 78, Nr. 26, Sei­te 197.

Fol­ge 13

Das Er­ker­haus aus Holz war dem Leib­arzt Dr. Bartels zu Ber­lin zum Ge­schenk ge­macht wor­den, wel­cher es auf sei­ner Be­sit­zung in der Hei­li­gen Geist-Stra­ße an der Spree wie­der er­rich­te­te.[1

Vier­zehn Jah­re spä­ter (1539) ver­äu­ßer­te die Fa­mi­lie Blan­ken­fel­de zwei Drit­tel ih­rer Rech­te in Pan­kow und al­len Grund­be­sitz mit den hal­ben Kir­chen­pa­tro­nat an den Rat zu Span­dau, was der Kur­fürst mit fol­gen­dem Lehns­brief be­stä­tig­te:[2]

„Wir Joa­chim von Got­tes­gna­den Mark­graf zu Bran­den­burg, be­ken­nen, daß wir un­se­ren lie­ben und ge­treu­en Bür­ger­meis­tern und Rath­man­nen und Ih­ren Nach­kom­men un­se­rer Stadt Span­dow zwei theil am Dorf­fe Pan­kow, vor Ber­lin ge­le­gen, mit sei­nen jähr­li­chen Zin­sen, Ren­ten, Päch­ten, Diens­ten, Zehn­den, Was­sern, Wie­sen, Gra­fun­gen, Hu­fen, Hö­fen, Hol­zun­gen, By­sche­rei, Strei­chern, Aeckern, ge­won­nen und un­ge­won­nen, Huef­nern, Cos­se­ten samt der fes­ten Hof­stadt mit dem Wal­le umb­fan­gen und an­de­ren et­li­chen un­er­bau­ten Cos­se­then­hö­fen da­selbst, auch bin­nen Zauns den gan­zen Ge­richt, den hal­ben Kir­chen­le­hen, zu­s­amt ei­ner frei­en Schä­fe­rei mit ih­ren rech­ten, wie die­sel­ben et­wa ver­gan­ge­nen Jah­ren die Blan­ken­fel­de zu ih­rer Zeit in Lehn emp­fan­gen, zu rech­ten mann-Le­hen gnä­dig­lich ge­li­hen ha­ben, in al­ler ma­ßen wir die ge­mel­de­te zwei theil samt den an­ge­zeig­ten Gü­tern, ver­mö­ge des Kauf­brie­fes dar­über aus­ge­gan­gen von un­sern lie­ben Han­ßen Blan­ken­feld, Bür­ger in un­se­rer Stadt Ber­lin, erb­lich er­kauft, zu und an sich ge­bracht, wel­ches auch der­sel­be Hanß Blan­ken­feld dem ge­dach­ten Rath al­les auf sei­nem Be­huff samt sei­ner ehe­li­chen hauß­frau­en vor uns wie recht ab­ge­tre­ten hat.“

Wir ken­nen nicht die Ver­an­las­sung zu die­sem Ver­kauf: doch da die Blan­ken­fel­de auch das Dorf See­ge­feldt bei Span­dau be­sa­ßen, so ist zu ver­mu­ten, daß der Ver­kauf in Pan­kow mit Re­gu­lie­run­gen ih­rer Be­sit­zun­gen zu­sam­men­hing. Der ma­gis­trat zu Span­dau hat­te in die­sem Kauf das hal­be Pa­tro­nat un­se­rer Kir­che 1539 er­wor­ben, wie es auch das Vi­si­ta­ti­ons­pro­to­koll von 1540 an­gibt. Das drit­te Drit­tel des Be­sit­zes an Pan­kow blieb der Fa­mi­lie Blan­ken­fel­de noch: je­doch er­warb es 1572 Si­mon Well­mann zu Ber­lin für 600 Ta­ler.[3] 1578 kauf­te der­sel­be Well­mann vom Ma­gis­trat zu Span­dau das Gut mit al­len Rech­ten und Zu­ge­hö­ri­gen für 2600 Gul­den wie­der zu­rück, so daß der gan­ze Be­sitz­tum in sei­ner Hand wie­der ver­ei­nigt war.[4] Noch in dem­sel­ben Jahr­hun­dert ging das Gut wie­der in den Be­sitz der fa­mi­lie Blan­ken­fel­de über

Die­se Ver­än­de­run­gen im Be­sitz be­tra­fen je­doch nur das Lehn­schul­zen­gut und die klei­ne Ho­hen­zol­lern­be­sit­zung mit ih­ren Rech­ten und dem Pa­tro­nat, aber nicht das Be­le­hungs­recht des Kur­fürs­ten und das Be­sitz­recht des ma­gis­trats zu Ber­lin und Kölln. Aber auch hier­in trat in die­sem Jahr­hun­dert ei­ne be­deut­sa­me Aen­de­rung ein. Seit 1370 flos­sen in­fol­ge Ver­pfän­dung des Or­tes die Ab­ga­ben für den Lan­des­herrn in die Kas­se der bei­den Ma­gis­tra­te. An den Ein­nah­men un­se­res Or­tes hat­te Ber­lin 2/3, Kölln 1/3 An­teil. Zwi­schen bei­den Rä­ten be­stan­den nun schon lan­ge Rei­be­rei­en. Kölln be­schul­dig­te Ber­lin, daß es bei der Ver­tei­lung der Er­trä­ge von den Dör­fern, wel­che sie ge­mein­sam be­sa­ßen, über­vor­teilt wür­de, und drang auf ge­richt­li­che Tren­nung der Besitzteile.Das führ­te 1543 zum Ver­gleich,[5] in des­sen Pro­to­koll es heißt:

„Hin­wi­der­umb ha­ben die Her­ren des Raths zu Coln iren drit­ten Teil und vor­mein­te Zu­sprach und ge­rech­tig­keit an der ber­li­ni­schen Sei­ten al­lent­hal­ben am Bucks­ha­gen und in den dorf­fern Stralow Ro­sen­feldt   P a n k o w   Blan­ken­borgh und Rei­ni­cken­dorff, Pau­ren, Hu­fen, Hö­fen, korn­pacht, gelt und wasserzinsen,Zehnden, diens­ten, Hol­zun­gen, was­sern, wey­den u. s. f. hin­fur­der ab­zu­ste­hen und nichts mehr an der Ber­li­ni­schen sey­ten und dorf­fern zu thun noch zu schaf­fen ha­ben sollen.“

Wenn die­ser Ver­trag auch nichts in der Art und Hö­he der Ab­ga­ben des Or­tes än­der­te, so war doch das Rechts­ver­hält­nis da­hin ge­wan­delt, daß das Dorf Pan­kow seit1543 nur noch Ber­lin ge­hör­te. Am 25. Mai 1548 er­warb nun der Kur­fürst Joa­chim II, vom Rat zu Ber­lin für 8400 Gul­den „au­ßer Be­sitz­tei­len in der Hei­de zu Span­dau und den Plot­cen Se­he (Plöt­zen­see) al­le An­tei­le des Rats an den Dör­fern Berkholtz Pan­kow und Blan­ken­burg mit al­ler und je­der zu­ge­hor­un­gen zu­rück.[6] Wir kön­nen nicht ent­schei­den, ob bei die­sem Rück­kauf der drit­te Teil, wel­chen Kölln be­ses­sen hat­te, nicht mit ein­ge­grif­fen war; es wird be­rich­tet, daß der Kur­fürst mit dem Rat von Ber­lin im Pro­zeß lag, viel­leicht we­gen die­ser Rück­käu­fe. Der Er­folg war, daß der drit­te Köll­ner An­teil an Pan­kow erst 1549 vom Rat zu Ber­lin auf den Kur­fürs­ten über­ging.[7]

So war der Kur­fürst wie­der im Be­sitz der Ein­nah­men un­se­res Or­tes, wie sie die Mark­gra­fen vor 1370 be­ses­sen hatten.

Der Rück­kauf des drit­ten An­teils war aber in an­de­rer Be­zie­hung von höchs­ter Wich­tig­keit. In­dem Ber­lin al­le Rech­te an den Kur­fürs­ten ab­trat, er­hielt es von die­sem ein   D r i t t e l   d e r   L e h n s h e r r l i c h k e i t   ü b e r   P a n k o w   zu­ge­spro­chen. Wir ha­ben nur ei­ne ver­kürz­te Ab­schrift des Kauf­brie­fes, aus dem die Ver­lei­hung des Le­hens­rech­tes her­vor­geht, sie lau­tet:[8]

„Kauf­brief dar­in der Kur­fürst ein drit­tel Teil an Pan­kow und Blan­ken­fel­de, so hier­be­vor der Rath von Ber­lin ge­habt und an Kur­fürst Gna­den ver­kauft, so hin­wie­der­um den Blan­ken­fel­dern ver­kauft doch mit die­ser Be­gna­dung, daß der Rath von Ber­lin do­mi­nus foe­di sein und die­se Le­hen zu ver­lei­hen ha­ben soll.“

Seit 1549 war al­so ne­ben dem Kur­fürs­ten der Rat von Ber­lin ein drit­tel Teil Lehns­herr über Pan­kow. Je­de Be­leh­nung mit ei­nem Hof oder Recht in un­se­rem Ort muß­te von nun an zu 23 vom Lan­des­her­ren, 13 vom Ma­gis­trat Ber­lins er­fol­gen. Die­ses Lehns­recht ist auch tat­säch­lich bis zur Auf­he­bung der Lehns­un­ter­tä­nig­keit 1810 vom Ma­gis­trat aus­ge­übr wor­den. Der kauf­kon­trakt, wel­chen 1680 von Grumb­kow bei der Er­wer­bung des Lehn­schul­zen­gu­tes zu Pan­kow schloß, lau­tet am Schluß: „Weil auch das Dorf Pan­kow ein wie­der­käuf­li­ches Le­hen ist, da­von 2 Tei­le zu hie­si­ger kur­fürst­li­cher Lehns­kanz­lei, ein Teil aber beim Ma­gis­trat der Stadt Ber­lin zu Le­hen geht, so will der Herr Käu­fer den Kon­sens sich selbst auf sei­ne Kos­ten zu be­schaf­fen be­müht sein.“[9] Auch wird dem Si­mon Well­mann vom Ma­gis­trat 1572 ein Lehns­brief aus­ge­stellt, in dem es aus­drück­lich heißt: „Und wir, die Lehns­her­ren, er­lau­ben und ver­gön­nen ge­mel­ten Blan­ken­fel­de sol­ches, kon­sen­tie­ren und be­wil­li­gen auch den­sel­ben Wie­der­ver­kauf in al­len Punk­ten.“ Mit die­sem Drit­teil Lehns­recht war der An­teil an der Be­leh­nungs­ge­bühr, wel­che ge­wöhn­lich 2 % des Kauf­prei­ses be­trug, für den Ma­gis­trat ver­knüpft. So er­hielt Ber­lin für den Ver­lust an Ein­nah­men aus un­se­rem Dorf durch Ab­tre­tung des Köll­ni­schen drit­ten Tei­les ei­nen Er­satz an Ein­nah­men aus dem Be­leh­nungs­recht. Den von Ber­lin 1549 er­wor­be­nen Ein­nah­me­an­teil der Stadt Kölln gab Joa­chim in dem­sel­ben Jahr der Fa­mi­lie Blan­ken­fel­de, [10] wel­che die­se Ein­nah­me 1572 bis zum Wie­der­erwerb des gan­zen Gu­tes an Si­mon Well­mann ver­äu­ßer­ten.[11] Durch die­se der Fa­mi­lie Blan­ken­fel­de er­wie­se­ne Huld wuchs das Recht und die Ein­nah­me des Gu­tes. Der Guts­herr be­zog von da an den Zehnt, den Grund­zins und das Kauf­geld der Höfe.

Bei den Wie­der­kauf der An­tei­le Ber­lins und Köllns an Pan­kow war das Pa­tro­nats­recht Ber­lins noch nicht er­lo­schen. Ob­wohl die Fa­mi­lie Blan­ken­fel­de das gan­ze Gut um 1600 wie­der be­saß, wer­den in ei­ner Ma­tri­kel von 1600 (Kon­sis­to­ri­um Ber­lin) als Col­la­to­res, d. h. Pa­tro­ne noch der Rat von Ber­lin und Span­dau und die Blan­ken­fel­de ge­nannt. In­fol­ge der vie­len Be­sitz­än­de­run­gen in die­sem Jahr­hun­dert sind die Pa­tro­nats­ver­hält­nis­se in der zwei­ten Hälf­te des Jahr­hun­derts nicht klar. Die fol­gen­den Be­sit­zer des Lehn­schul­zen­gu­tes da­ge­gen wer­den nicht mehr mit dem hal­ben, son­dern mit dem gan­zen Kirch­le­hen belehnt.

Noch ei­ne Be­leh­nung mit Be­sitz in Pan­kow, wel­che In­ter­es­se hat, ist uns aus die­sem Jahr­hun­dert be­kannt, sie be­trifft die Fa­mi­lie Brietz­ke. Eg­gert Brietz­ke starb 1527 und sei­ne Söh­ne leis­te­ten den Lehns­eid.[12] Die­se Fa­mi­lie war reich be­gü­tert. Sie hat­te Be­sit­zun­gen in Ru­dow und Tel­tow,[13] in Wul­kers­dorf, Wen­disch-Goth­kow, Schön­ha­gen, lan­gen­wi­sche und Jem­lin.[14] 1542 wird nun die­se Fa­mi­lie mit wei­te­ren Be­sit­zun­gen in Pan­kow be­lehnt[15],und zwar mit 15½ Hu­fen, ei­nem Vier­tel am Ge­richt und mit ei­ner   W a s s e r m ü h l e,   b e l e g e n   i m   D o r f. Hier wird zum ersten­mal die Was­ser­müh­le er­wähnt, wel­che bis 1839 an der Pan­ke, in heu­ti­gen Bür­ger­park, lag, wel­che in spä­te­rer Zeit und viel­leicht auch schon da­mals ein be­deu­ten­des In­dus­trie­werk, ei­ne Pa­pier­müh­le, war und bis­wei­len ge­gen 60 Ar­bei­ter be­schäf­tig­te. 1750 be­saß die­se Müh­le Mi­cha­el Schwie­ger­link,[16] spä­ter Pi­cke­rin, 1825 brann­te sie ab und wur­de, von neu­em wie­der er­baut, 1839 durch die durch plötz­li­che star­ke Ge­wit­ter­re­gen an­ge­schwol­le­ne Pan­ke zerstört.

[1] Pe­ter Hafft. R. C. IV Sei­te 75

[2] St. Cop. R.78, 35. R. C. Sup­pl. I 355.

[3] Rat­haus Ber­lin „Dör­fer und Län­de­rei­en“. Sei­te 243

[4] Rat­haus Ber­lin „Dör­fer und Län­de­rei­en“. Sei­te 245

[5] Rat­haus Ber­lin. Ar­chiv XI,105.

[6] Stadtarchiv.

[7] R. B. „Dör­fer und Län­de­rei­en“, Sei­te 210

[8] R. B. „Dör­fer und Län­de­rei­en“, Sei­te 210

[9] Rat­haus Ber­lin, „Dör­fer und Ländereien“.

[10] Eben­da Sei­te 243.

[11] Eben­da Sei­te 210.

[12] St. Cop. Nr. 34.

[13] Cop. R.78. 42.

[14] Cop. R. 78, 35.

[15] Cop. R. 78, 35.

[16] Kirchenbuch.

 

Was war Pan­kow am En­de die­ses ge­wal­ti­gen Jahr­hun­derts? Ein Dorf rei­cher Be­sit­zer, aber rech­nen wir den Hu­fen­be­sitz des Gu­tes, der Fa­mi­lie Kru­se­mark, der Brietz­ke und der Pfar­re zu­sam­men, so er­gibt sich der Schluß, daß nur ei­ne klei­ne Hu­fen­zahl den Bau­ern ge­blie­ben war. Die 12 Bau­ern­hö­fe und 15 Kos­sä­ten­hö­fe, wel­che 1624 das Schoß­re­gis­ter der Zahl nach an­gibt, wa­ren zum gro­ßen Teil wüst und zer­fal­len und im Be­sitz der Ber­li­ner, so hat­te z. B. Kru­se­mark vier wüs­te Hö­fe über­nom­men, und das Vi­si­ta­ti­ons­pro­to­koll sagt, daß der Bau­er the­wes De­ne sei­nen Zins nicht zah­len kann. Der Bau­ern­stand war ver­fal­len und ver­armt.
Die Pfar­rer des Jahr­hun­derts der Re­for­ma­ti­on wa­ren Jo­hann Mol­ler, des­sen To­des­jahr wir nicht ken­nen, Zim­mer­mann, An­dre­as Korn­emann, ge­stor­ben 1596, und An­dre­as Kurtzmann, ge­stor­ben 1600.

Fol­ge 14

1600 – 1700

Wen­den wir uns dem Jahr­hun­dert des Drei­ßig­jäh­ri­gen Krie­ges zu, so ver­mu­ten wir von vorn­her­ein, daß auch über un­se­ren Ort Plün­de­rung und Ver­wüs­tung kam(en). Die Mark hat in den Jah­ren 1620 – 28 schwer ge­lit­ten. Bran­den­burg war zu schwach, um sich Fein­den ge­gen­über hal­ten zu kön­nen; es war des­halb Freun­den und Fein­den win will­kom­me­ner Ru­he­platz. Die Mark wur­de aus­ge­so­gen. Dä­ni­sche Trup­pen hat­ten mit den wil­den Scha­ren Mans­felds ver­eint hier schreck­lich ge­wirt­schaf­tet, be­lie­big Steu­ern er­ho­ben und ge­brand­schatzt. Da kam die kai­ser­li­che Ar­mee un­ter Wal­len­stein, ver­trieb die Manns­fel­der und Dä­nen und mach­te sich in der Mark ein be­que­mes La­ger; die­se Re­gi­men­ter wa­ren als Pei­ni­ger und Be­drü­cker ge­fürch­tet. Wal­len­stein hat um 1627 im Krei­se mit sei­nen Hor­den furcht­bar ge­haust. Auch in un­se­rem Ort war ge­wiß Ein­quar­tie­rung, Be­drü­ckung und Er­pres­sung an der Ta­ges­ord­nung. Der Kur­fürst Ge­org Wil­helm war ge­zwun­gen, dem da­mals all­mäch­ti­gen Wal­len­stein al­le For­de­run­gen zu be­wil­li­gen; er über­nahm sei­ne Be­wir­tung und hielt den gan­zen Troß des­sel­ben frei. Drei Jah­re blie­ben die kai­ser­li­chen Trup­pen in der Mark (1626 – 28), denn Wal­len­stein rüs­te­te sich zu dem für ihn so ver­häng­nis­vol­len Zug nach Stral­sund. Man fürch­te­te im ge­hei­men, daß er, der Meck­len­burg schon in der Ta­sche hat­te, Bran­den­burg an sich rei­ßen wür­de. Das klei­ne Ber­lin – es zähl­te da­mals 10 000 Ein­woh­ner in 1209 Wohn­häu­sern – nahm am 22. Ju­ni 1628 Wal­len­stein selbst als ge­fürch­te­ten Gast auf. Ein glän­zen­der Ein­zug wur­de ihm be­rei­tet. Auch die Ein­woh­ner Pan­kows mö­gen nach Ber­lin ge­eilt sein, um die­sen Heer­füh­rer auf wei­ßem Roß, be­glei­tet von 30 Fürs­ten und Gra­fen und ei­nem Ge­fol­ge von 1500 Köp­fen zum Stra­lau­er Tor ein­rei­ten zu se­hen. Am 23. Ju­ni zog er, an Pan­kow vor­über, sei­nen Trup­pen nach Ebers­wal­de nach.
Auch Gus­tav Adolf soll auf dem We­ge nach Span­dau durch Pan­kow ge­kom­men sein.
Die Not wur­de im­mer grö­ßer. 1632 zog der schreck­lichs­te Feind, die Pest, ein. Der Land­rei­ter be­rich­tet nach den Schre­cken des Drei­ßig­jäh­ri­gen Krie­ges aus dem Jah­re 1652, daß die Hälf­te der Be­woh­ner un­se­res Krei­ses ent­flo­hen oder um­ge­kom­men war, die Fel­der la­gen ver­wüs­tet, Dor­nen und Dis­teln hat­ten über­all die Herr­schaft an­ge­tre­ten. Un­ser Ort hat­te man­chen Sturm schon er­lebt, aber so schwe­re Schlä­ge und so tie­fe Wun­den hat­te der Bau­ern­stand noch in kei­nem Jahr­hun­dert emp­fan­gen. Man le­se den Re­vi­si­ons­be­richt der Dör­fer un­se­res Krei­ses vom7. Mai1696, wel­cher den Zu­stand un­se­res Dor­fes fünf­zig jah­re nach dem Frie­dens­schluß schil­dert. Noch nach ei­nem hal­ben Jahr­hun­dert sind vier Bau­ern­hö­fe und acht Kos­sä­ten­hö­fe zer­fal­len, wüst, un­be­setzt, Bau­ern kön­nen ih­re Ab­ga­ben nicht mehr zah­len und wer­den Kos­sä­ten, Kos­sä­ten müs­sen in das Ta­ge­löh­ner­haus auf das Gut zie­hen, und der Schä­fer nutzt ei­nen Kos­sä­ten­hof, da­mit die­ser nicht noch mehr zer­fällt. Von 15 Kos­sä­ten­hö­fen sind 8 wüst und nur 3 von Kos­sä­ten be­setzt. Der Kauf­kon­trakt zwi­schen Amts­rat Wei­se und Ge­hei­men Tat Grumb­kow 1680 ent­hält die trau­ri­ge Tat­sa­che, daß drei bau­ern ih­re Päch­te noch schul­den, daß drei Kos­sä­ten je 44 Ta­ler Kauf­preis schul­dig sind, und daß der Guts­herr ih­nen Pfer­de und Kü­he samt ei­ner Hu­fe Som­mer- und Win­ter­saat hat ge­ben müs­sen. Fer­ner le­sen wir im Kauf­kon­trakt von 1690 zwi­schen den Grumb­kow­schen Er­ben und dem Kur­fürs­ten, daß drei Bau­ern­hö­fe und acht Kos­sä­ten­hö­fe noch wüst und un­be­setzt sind, und nur drei Kos­sä­ten­hö­fe Be­sit­zer ha­ben. Welch ein trau­ri­ges Bild un­se­res Or­tes schaut uns hier an, und wie mag es erst fünf­zig Jah­re frü­her im Ort ge­we­sen sein.

Der Re­vi­si­ons­be­richt[1] lautet:

Pan­kow soll ha­ben          38 Hu­fen
                                               12 Hüf­ner
                                               15 Kos­sä­ten
                                                 1 Schmied
                                                 1 Hirt

Hu­fen.

                                2             Chris­toph Mül­ler wohnt auf ei­ner Kos­sä­ten­stel­le
                                2             Mi­chel Schaum auf Bartel Mey­ers Hof
                                2             Pe­ter Ohm
                                2             Pe­ter Krafft wohnt auf ei­ner Kos­sä­ten­stel­le
                                2             Der Krü­ger Bartel Zer­ni­kow, die drit­te Hu­fe hat Adam Schwitz­ke
                                2             Pe­ter War­ten­berg
                                2             Mar­tin Puhl­mann wohnt auf ei­ner Kos­sä­ten­stel­le
                                2½          Adam Schwitz­ke
                                4             Matthes Mey­er
                                2             Mar­tin Lie­de­mit
                                3             Mar­tin Gru­now
                                4             Mar­tin Schaum
                                3½          Mar­tin Zwarg
                                3             Jür­gen Lieb­nitz
                                1             Zu Mi­chel Schaums 4 Hu­fen­gut hat der Schä­fer un­term Pflug.

Be­wohn­te Kos­sä­ten sind

  1. Hans Küli­ge.
  2. An­d­reß Göris.
  3. Al­brecht Knopf.
  4. Hen­ry Noah.
  5. Herr Sto­ßi­us.
  6. Bart­hel Lafosse.
  7. Da­vid Illlarie.

Wüs­te Kos­sä­ten sind

  1. Wor­auf Mar­tin Puhlmann.
  2. Der Bau­er Chris­toph Müller.
  3. Pe­ter Krafft.
  4. Mar­tin Lin­de­mit. Die­se 4 Bau­ern woh­nen auf Kossätenstellen.
  5. Jür­gen Drey­ers nutz­et Jür­gen Liebnitz.
  6. And­res Schmidt hat Chris­toph Müller.
  7. Matthes Mohr­mann wüs­te Hof soll der Schä­fer nutzen.
  8. Auch Te­wes Wer­ni­cke ge­nannt, ist in den Gar­ten gezogen.

In die­sen Be­richt ist das Gut nicht mit auf­ge­nom­men, auch ist nicht be­rück­sich­tigt, ob die Hu­fen zum Hof ge­hö­rig oder nur Pacht sind; denn nach die­ser An­ga­be blei­ben nur 4 Hu­fen üb­rig, was für die Pfar­re und das Gut nicht aus­reicht.
Die unter4, 6 und 7 ge­nann­ten Kos­sä­ten wa­ren fran­zö­si­sche Ein­wan­de­rer. Der gro­ße Kur­fürst hat­te den um ih­res Glau­bens wil­len aus Frank­reich ge­flüch­te­ten Hu­ge­not­ten sein Land 1685 ge­öff­net und den Land­leu­ten un­ter ih­nen ver­las­se­ne so­gen. wüs­te Kos­sä­ten­hö­fe an­ge­wie­sen. – Auch Pan­kow hat­te an die­sem gro­ßen Lie­bes­werk An­teil. So hat­ten in Pan­kow Da­vid Il­la­rie, Bart­hel La­fo­s­se, Hen­ry No­ah oder Noé, Ja­cob Si­er­gen 1695 je ei­nen Kos­sä­ten­hof ge­mie­tet.[2]
Der vom Land­rei­ter Nr. 5 ge­nann­te „Herr Sto­ßi­us“ war der Amts­haupt­mann von Nie­der-Schön­hau­sen von Stosch, wel­cher den Kos­sä­ten­hof, den heu­ti­gen Ama­li­en­park, 1691 in­ne­hat­te.[3]
Im Pfarr­amt folg­ten dem Pfar­rer Je­re­mi­as Witt­ke­ni­us 1600 – 1624 die Nach­fol­ger schnell auf­ein­an­der. Joa­chim Fuchs 1624 – 26, Se­bas­ti­an Hein 1626 – 28, Mar­tin Lang­horst 1628 – 50, Chris­topf Beccig 1650 zum erstenmal,Daniel Bern­har­di 1650 – 54, Chris­topf Beccig 1654 – 63, Mar­tin Pe­pusch 1663 – 89, Chris­toph Ide­ler 1689 – 1729. Al­so neun Pfar­rer in ei­nem Jahr­hun­dert. Was mö­gen sie un­ter dem Druck des Drei­ßig­jäh­ri­gen Krie­ges und sei­nen schwe­ren Fol­gen an Not und Ent­beh­rung durch­ge­macht ha­ben. Das Ein­kom­men war ge­ring und be­stand zum größ­ten Teil aus den Hu­fen­ab­ga­ben. Aber wie oft blieb die Scheu­ne leer, denn al­le Aecker wa­ren wüst, und die Bau­ern konn­ten das Meß­korn nicht lie­fern. Wie al­le Dorf­häu­ser war auch das Pfarr­haus er­bärm­lich, oh­ne Un­ter­kel­le­rung, in Fach­werk er­baut, und eben­so wie die Scheu­ne der Aus­bes­se­rung be­dürf­tig. Da die Bau­ern und Kos­sä­ten über  den Hand- und Spann­dienst, wel­chen sie wö­chent­lich dem Guts­her­ren leis­ten muß­ten, schon hart seufz­ten, so wa­ren sie ge­wiß auch we­nig be­reit, dem Pfar­rer die not­wen­di­gen Diens­te zu leis­ten. Pfar­rer Pe­pusch be­rich­tet im Kir­chen­buch 1664 als ein be­son­de­res Er­eig­nis: „In die­sem Jahr ist das Pfarr­ge­he­ge zu­ge­macht, von den Pan­kow­schen al­lein, doch nicht ganz und zum Theil mit al­ten Stö­cken, Des­glei­chen auch die Scheu­ne ge­deckt auf ei­ner Sei­te. Die Schön­hau­sen­schen ha­ben nur ei­nen Tag ge­hol­fen.“[4] 1665 „neu­er Tor­weg und Brun­nen­stiel.“[5]

[1] Land­rats­amt Niederbarnim.

[2] A. M.

[3] A. M.

[4] Kir­chen­buch 1664.

[5] Kir­chen­buch 1665

Fol­ge 15

Es ist von In­ter­es­se, das Orts­ein­kom­men der Pfar­rers und Küs­ters, wie es vor 200 Jah­ren war, ge­nau­er ken­nen­zu­ler­nen. Man­cher kirch­li­che Brauch und die en­gen Be­zie­hun­gen des Pfar­rers zur Ge­mein­de in der al­ten Zeit wird uns gleich­zei­tig da­durch be­kannt. Pfar­rer Ide­ler be­rich­tet aus dem Jah­re 1716:

     Pfarre

W o h n h a u s nebst Scheu­ne, not­dürf­ti­ge Stal­lung und ein klei­nes Häus­chen zur lin­ken Hand auf dem Hof, wel­ches er selbst sich er­baut hat aus ei­ge­nen Mitteln

3 G ä r t e n in Pan­kow. 1. hin­ter dem Haus. 2. ein Kohl­gar­ten auf dem Feld hin­ter Gru­nows Hof. 3. ein Kohl­gar­ten, den er we­gen sei­ner Näs­se zur Wie­se gebraucht.

A c k e r. 4 Hu­fen in den 3 Fel­dern mit den Bei­län­dern 1. In dem gro­ßen Fel­de nach Blan­ken­burg zu. 2. Die zwei hin­ters­ten Hu­fen lie­gen bei­sam­men, dar­über der Ber­li­ni­sche Weg geht. 3. Die mit­tel­ste 2te Hu­fe zu 4 En­den, und hin­ter des Krü­gers Gar­ten auch 2 Brei­ten zu 4 En­den, wel­che halb ge­teilt das 3te Feld hin­ter den Hö­fen von der Wichs­ling an ma­chen. Die Bei­län­der sind zu­sam­men zwei brei­te Stü­cke, 3 Ober Erbs­stü­cke, 3 klei­ne Län­der, 2 Stein­ber­ge, 2 Wisch­stü­cken, 2 lan­ge Mit­tel­brü­che, 3 hu­nerstorf­sche Stü­cke, 5 Un­ter Erbs­stü­cke, 4 Müh­len­stü­cke. 10 Berk­holz En­den, dar­un­ter zwei wüst­be­wach­sen, 5 Heyn­holz Stü­cke und 6 En­den hin­ter den Höfen.

W i e s e n. 5 Wie­sen, die klei­ne Schilf­wie­se, die Gro­ße, die Neue, das Ra­de­land, den Fuchswinkel.

G e l d. K e i n Zehnd son­dern rein Korn von je­der Hu­fe ein Schef­fel sind 1 Wis­pel 14 Schef­fel. Den hal­ben Bier­zei­ten­pfen­nig, die an­de­re Hälf­te be­zie­hen die Kir­chen­vor­ste­her zum Ein­kauf der Ob­la­ten und des Wei­nes. (Was bei dem Ein­kauf an Geld üb­rig war ge­hör­te auch dem Pfar­rer nach ei­ner Ver­fü­gung des Kon­sis­to­ri­ums vom 25. Ju­ni 1667.[1])

Aus der Kir­chen­kas­se jähr­lich ein Ta­ler Stroh­geld. (Die Lie­fe­rung von 1 Schock Bund­stroh von je­der Hi­fe[2]) war in den Nö­ten des Drei­ßig­jäh­ri­gen Krie­ges of­fen­bar ein­ge­stellt wor­den und wur­de zum Scha­den des Pfar­rers mit 1 Tha­ler aus der Kir­chen­kas­se ersetzt.)

F l e i s c h z e h n t. Von zwei Bau­ern­hö­fen a Puhl­mann spä­ter Sold­mann b Pe­ter Krafft spä­ter Bor­cherdt je ein Huhn oder 8 Pfennig.

In der Vo­ka­ti­on vom Pa­tron jähr­lich als Le­gat ver­macht 20 Tha­ler (wel­che er jähr­lich von Grumb­kow und da­nach seit 1691 vom Amt Nie­der-Schön­hau­sen bezog).

     Accidentien

                A u f g e b o t 6 Groschen

         T r a u u n g 1 Tha­ler, agen­da­ri­sche Trau­ung 12 Gro­schen. Wenn be­son­ders ge­schlach­tet wur­de, die Och­senzun­ge und die vier Fü­ße mit ei­nem Stück Rind­fleisch, wur­de nicht ge­schlach­tet dann hier­für 12 Gr. Ein Schnupf­tuch ei­ne Ci­tro­ne; da­zu am nächs­ten Tag Früh­stück und Mahl­zeit; so­wie das Op­fer des Jung­fern­gan­ges da­bei sie und ih­re Mäd­chen op­fern da­zu an die­sem Tag die Mahl­zeit oder 6 Gr.

         T a u f g e l d. Die wel­che Meß­korn ge­ben, zah­len nicht. Hirt, Schmidt, Ta­ge­löh­ner ge­ben 6 Gr. Und für je­den Ge­vat­ter­brief 1 Gr. Die Wöch­ne­rin­nen ge­ben Op­fer 2 Gr. In die Hand und mit den Frau­en die mit ihr ge­hen ein Op­fer auf dem Al­tar und auch ei­ne Mahlzeit.

         B e e r d i g u n g. Für den Gang (vom Haus zur Kir­che) 6 Gr. Und Op­fer, wel­che Meß­korn ge­ben, die nicht Korn­ga­be ab­lie­fern müs­sen ge­ben 12 Gr. Für die Lei­chen­pre­digt ein Tha­ler und die Trau­er­mahl­zeit, für die Lei­chen­ab­dan­kung (am fol­gen­den Sonn­tag) vor dem Al­tar 12 Gr.

         P r i v a t – K o m m u n i o n 6 Gr.

         Er hat die Mahl­zei­ten bei Hoch­zei­ten, Jung­fern­gang, Tau­fen und Kirch­gang oder 6 Gr. Dafür.

         S c h e i n e. Für je­den Schein 6 Gr.

         Beicht­geld. Keines

     K i r c h e.

  1. Hat ei­ni­ge En­den Got­tes­land in al­len 3 Fel­dern so die Kos­sä­ten be­ackern und da­von jähr­lich 9 Tha­ler ge­ben. Noch ein an­de­res En­de, da­von Kos­sä­ten 3 Tha­ler ge­ben, ein Schwad Wie­sen­wachs gie­bt jähr­lich 2 Gr.
  2. Kein Bier­zei­ten­geld.
  3. Klin­gel­beu­tel und Büch­sen­geld so­weit letz­te­res nicht den Ar­men zu­ge­teilt wird.
    I n v e n t a r: Leuch­ter, Kelch, Fla­sche, Klin­gel­beu­tel, Or­gel mit 3 Zü­gen, wel­che 1710 an­ge­schafft wur­de. Auf dem Turm drei Glo­cken, das mes­sin­ge­ne Tauf­be­cken.
    A n b a r e m   Gel­de: 263 Tha­ler, 19 Gr. 8 Pf.

     K ü st e r e i

  1. H a u s mit Gar­ten und im Haus ein Vieh­stall, vor dem Hof ein Schwei­ne­stall so er sich selbst er­baut hat auch den Gar­ten mit ei­chenen Plan­ken besetzt.
  2. K o r n. 1 Wis­pel und 9 Schef­fel soll da­zu 54 Bro­te aus Pan­kow ha­ben, wel­che er aber nie­mals al­le be­kom­men.
    G e l d: 2 Gro­schen zur Glo­cken­schmie­re, 4 Gro­schen für Klin­gel­beu­tel­tra­gen und 2 Tha­ler für sons­ti­gen Kir­chen­dienst (der Küs­ter muß zu al­len Amts­hand­lun­gen mit dem Pfar­rer nach Schön­hau­sen gehen).

   A c c i d e n t i e n.

   T r a u u n g: 1 Gr. Und Mahl­zeit.
   T a u f e n: Nur von Frem­den 3 Gro­schen.
   K i r c h g a n g der Wöch­ne­rin­nen: 1 Gro­schen und Mahl­zeit.
   P r i v a t k o m m u n i o n: 3 Gro­schen.
   B e e r d i g u n g: Ganz zum Haus und zur Kir­che 3 Gro­schen. Für Sin­gen der Lie­der vor der Tür 1 Gro­schen; bei Frem­den 6 Gro­schen. Bei der Ab­dan­kung eben­so. Bei der Lei­chen­pre­digt auch drei Gro­schen.
   S c h u l g e l d. Im Win­ter 6 Pf. Pro Kind pro Wo­che, im Som­mer kom­men gar kei­ne.
Emp­fängt zur Mahl­zeit bei Hoch­zei­ten, Tau­fen Kirch­gang noch 3 Gro­schen.
Bei dem Jung­fern­gang wo er nicht ge­speist wird, 3 Gro­schen.
Für das Ein­for­dern des Bier­zei­ten­gel­des 1 Gr. Für Pan­kow und Schönhausen.

Die frü­he­ren Ein­nah­men vom Wed­ding sind im Ein­kom­men der Pfar­re nicht mehr er­wähnt. Der Wed­ding, wel­cher am 1. Sep­tem­ber 1648 vom Kur­fürs­ten wie­der er­wor­ben war, muß ge­gen En­de des Jahr­hun­derts zu Ber­lin ge­legt wor­den sein; in den sieb­zi­ger Jah­ren er­wähnt das Kir­chen­buch zu Pan­kow noch Amts­hand­lun­gen, wel­che der Pfar­rer zu Pan­kow verrichtete.

Aus dem Jahr 1604 stammt un­ser schö­ner Abend­mahls­kelch von herr­li­cher ge­klopf­ter Ar­beit, ein Meis­ter­stück der Sil­ber­schmie­de­kunst; um die­sen Kelch ha­ben sich in je­nen Kriegs­nö­ten die Be­woh­ner ge­sam­melt, al­len Plün­de­run­gen war er ent­gan­gen, ver­wahrt von treu­en Händen.

Auf die Art der Got­tes­diens­te je­ner Zeit in Pan­kow und Nie­der-Schön­hau­sen wirft ei­ne An­ord­nung[3] vom 21. Fe­bru­ar 1654 Licht. „Der Pfar­rer zu Pan­kow soll in dem fi­li­al Schön­hau­sen zum we­nigs­ten al­le Vier­tel Jahr das   v o l l e   Amt hal­ten, auch zum we­nigs­ten al­le 8 Ta­ge es vor­her an­kün­di­gen, und die Zu­hö­rer in der Ka­te­chis­mus­leh­re flei­ßig un­ter­rich­ten, weß­halb denn die im fi­li­al Nie­der-Schön­hau­sen nicht eben nach Pan­kow zu ihm kom­men dür­fen, son­dern ihm liegt ob, sol­ches zu Schön­hau­sen als in dem or­di­nair Kir­chen­spiel zu ver­rich­ten.“ Die Re­for­ma­ti­on hat­te auf die Un­ter­wei­sung der Al­ten und Jun­gen im Ka­te­chis­mus den größ­ten Wert ge­legt, zu­mal der Schul­un­ter­richt äu­ßerst man­gel­haft war und die Leh­rer fast im­mer nur Hand­wer­ker wa­ren. In­fol­ge­des­sen wa­ren die Got­tes­diens­te zum gro­ßen Teil nur Un­ter­re­dun­gen und Be­leh­run­gen im Ka­te­chis­mus. Die Ge­fahr lag na­he, daß die Pre­digt, die Ver­kün­dung des Got­tes­wor­tes, nicht zu ih­rem Rech­te kam. Da nun Pan­kow da­mals et­wa 250 Be­woh­ner, Nie­der-Schön­hau­sen et­wa 150 Ein­woh­ner zähl­te, so mö­gen die Pfar­rer oft bei­de Got­tes­diens­te in ei­nem ver­ei­nigt und die Schön­hau­se­ner zur Kir­che nach Pan­kow ge­la­den ha­ben. Die­sen Miß­stand hebt die Ver­ord­nung auf und be­stimmt, daß we­nigs­tens al­le Vier­tel­jahr „ein vol­les Amt“, das heißt Pre­digt­got­tes­dienst und Abend­mahl im Fi­li­al ge­hal­ten wird und sonn­täg­lich Ka­te­chis­mus­leh­re in dor­ti­ger Kir­che stattfindet.

Fol­ge 16

Zur Er­hö­hung des ge­rin­gen Ein­kom­mens des Pfar­rers muß­te et­was ge­sche­hen. Schon 1680[1] hat­te der Pa­tron von Grumb­kow nei der Be­ru­fung des Pfar­rers Ide­ler die­sem ei­nen jähr­li­chen Zu­schuß von 20 Ta­lern vom Gut be­stimmt. Die­sen Zu­schuß be­zog der Pfar­rer auch spä­ter vom Amt, als der   K u r f ü r s t   Pa­tron wur­de. Da starb 1689 in Blan­ken­fel­de Hin­den­burg, Pfar­rer von Blan­ken­fel­de und Schil­dow, und gleich­zei­tig Pfar­rer Mar­tin Pe­pusch von Pan­kow. Da Ge­heim­rat Grumb­kow Pa­tron von Pan­kow, Nie­der-Schön­hau­sen und Blan­ken­fel­de war, so wur­de mit Ge­neh­mi­gung der be­hör­den die Pfarr­stel­le von Blan­ken­fel­de nicht mehr be­setzt, son­dern nach Ab­tren­nung von Schil­dow, wel­ches zu Schö­ner­lin­de ge­legt wur­de, Blan­ken­fel­de dem Pfar­rer von Pan­kow über­wie­sen. Da­durch wuchs die Ar­beit des Pfar­rers al­ler­dings be­deu­tend. Blan­ken­fel­de war ei­ne Mut­ter­kir­che, in wel­cher sonn­täg­lich Got­tes­dienst ge­hal­ten wer­den muß­te. Da Pan­kow und Schön­hau­sen dicht ne­ben­ein­ader lie­gen, so fand in die­sen Or­ten hin­fort nur ab­wech­selnd an den Sonn­ta­gen Got­tes­dienst statt. An den Fest­ta­gen hielt der Pfar­rer in al­len drei Kir­chen den Got­tes­dienst. Die Ver­bin­dung der bei­den Pfar­rei­en zu ei­ner brach­te ei­ne be­deu­ten­de Er­hö­hung des Ein­kom­mens für den Pfar­rer zu Pan­kow mit sich und er­hob die Pfarr­stel­le un­se­res Or­tes zu den gut do­tier­ten, ob­gleich sie, wenn al­le Ein­nah­men wirk­lich ein­ka­men, auch erst 500 Ta­ler Ge­halt ge­währ­te.[2]

Wir müs­sen noch ein­mal auf den An­fang des Jahr­hun­derts zu­rück­grei­fen und die Fra­ge nach den Be­sit­zer des Gu­tes und des Pa­tro­nats be­ant­wor­ten. Die Fa­mi­lie Blan­ken­fel­de, wel­che am En­de des vo­ri­gen Jahr­hun­derts die Be­sit­zun­gen in Pan­kow zu­rück­er­obert hat­te, ver­äu­ßer­te die­sel­ben am 1. Fe­bru­ar 1624 mit al­len Ein­nah­men und Rech­ten und dem Pa­tro­nat der Kir­che an den Land­rent­meis­ter Ber­chelm­ann, in des­sen Fa­mi­lie sie bis1680 ver­blie­ben. Ber­chelm­ann er­warb sich viel­fach den Dank der Ge­mein­den. Er schenk­te der Kir­che ei­nen kunst­voll ge­ar­bei­te­ten Tauf­tisch aus Holz,  des­sen Res­te noch lan­ge in un­se­rer Zeit im Turm auf­be­wahrt stan­den; er ließ 1624 das In­ne­re der Kir­che re­stau­rie­ren und ver­sah den Al­tar­raum mit ge­mal­ten Al­tar­fens­tern, wel­che sein und sei­ner Gat­tin, Ro­si­ne Stein­bre­cher, Wap­pen tru­gen. Letz­te­re stamm­te aus ei­ner rei­chen Ber­li­ner Fa­mi­lie, wel­che in der  Hei­li­gen geist- und Klos­ter-Stra­ße ih­ren Sitz hat­te. Die­se Fens­ter mit Wap­pen sind 1858 bei dem Um­bau der Kir­che erst ent­fernt worden.

Den Be­sitz des Gu­tes erb­te der Schwie­ger­sohn Arzt Dr. Wei­se und nach des­sen Tod der En­kel Kam­mer­rat Weise.

1680 ging das Gut und Pa­tro­nat in den Be­sitz des Ge­hei­men Kriegs­rats von Grumb­kow über. Der Kauf­kon­trakt, wel­cher uns Kennt­nis auch der frü­he­ren Ver­käu­fe gibt lau­tet:[3]

„Ge­ne­ral­kom­mis­sa­ri­us und Ge­hei­mer Kriegs­rat von Grumb­kow kauft vom Kam­mer­rat Herrn Wei­se das Dorf Pan­kow mit al­len sei­nen Rech­ten und Ge­rech­tig­kei­ten, mit Ober- und Un­ter­ge­richt, Kirch­le­hen, Zin­sen, Päch­ten und ihm zu­ste­hen­den Diens­ten, Ackern, Wie­sen, Trif­ten etc., al­les wie sol­ches sei­nem Groß­va­ter, dem da­ma­li­gen Land­rent­meis­ter Joa­chim Ber­chelm­ann ver­mö­ge Kauf­kon­trakts vom 1. Fe­bru­ar 1624 von Ge­or­ge und Wil­helm Blan­ken­fel­de wie­der­käuf­lich und im Pausch zu­ge­schla­gen vor 6000 Tha­ler, der Tha­ler zu Vier und zwan­zig Gro­schen ge­rech­net Weil auch die­ses Dorf Pan­kow ein wie­der­käuf­li­ches Le­hen ist. Da­von Zwei Teil zu hie­si­ger kur­fürst­li­cher Lehns­kanz­lei, ein Teil aber beim Ma­gis­trat der Stadt Ber­lin zu Lehn geht, will der Herr Käu­fer den Kon­sens sich selbst auf sei­ne Kos­ten zu be­schaf­fen be­müht sein u, s, w.“

Der Kon­trakt zählt wei­ter das to­te und le­ben­de In­ven­tar auf, was be­weist, daß auf dem Gut die Land­wirt­schaft in­ten­siv be­trie­ben wur­de, und be­rich­tet zu­letzt von der Ab­ga­ben­pflicht der zum Gut ge­hö­ri­gen Bau­ern­hö­fe und des Krug­wir­tes und er­wähnt die Na­men der drei be­setz­ten Kos­sä­ten­hö­fe Mar­tin Puhl­mann, Mat­thi­as Mey­er, An­dre­as Göris.

Enorm sind die Ab­ga­ben der zu­ge­hö­ri­gen Bau­ern­hö­fe an das Gut, zu de­nen doch noch das meß­korn an die Pfar­re und der Grund­zins kamen.

Tho­mas Lieb­nitz 3 Wsp. 6 Sch. Rog­gen, 1 Wsp. 16 Schef­fel Gers­te.
Mar­tin Zer­ni­kow 5 Wsp. 10 Sch. Rog­gen, 3 Wsp.11 Sch. Gers­te.
Adam Blis­se 4 Wsp. 2 Sch. Rog­gen, 2 Wsp. 7 Sch.Gerste.
Pe­ter War­ten­berg 2 Wsp. 15½ Sch. Rog­gen, 1 Wsp. 10 Sch. Gers­te.
Krug­wirt hans Jä­ni­cke 3 Wsp. 12 Sch. Rog­gen, 3 Wsp. 2 Sch. Gerste.

Tie­fe­re Ein­sicht gibt uns noch der Lehns­brief,[4] wel­chen der Kur­fürst Fried­rich III. bei sei­nem Re­gie­rungs­an­tritt dem von Grumb­kow von neu­em am 22. Fe­bru­ar 1690 aus­stell­te. Bei je­dem neu­en Re­gen­ten muß­ten die Lehns­brie­fe er­neu­ert wer­den, na­tür­lich un­ter Ent­rich­tung der Le­hens­ge­bühr. Aus dem Le­hens­brief er­fah­ren wir, daß von Grumb­kow au­ßer „dem Gut“ Pan­kow noch „den frei­en Rit­ter­sitz“ Nie­der-Schön­hau­sen samt dem Kirch­lehn (Pa­tro­nat) das „Sum­met Holtz“ (Summt) und Blan­ken­fel­de er­wirbt. Auf Pan­kow be­zieht sich fol­gen­de Stelle:

„Item das Guht Pan­c­kow mit Ober und Un­ter ge­rich­ten, Kirch-Le­hen, Zin­sen, Päch­ten, Diens­ten, Aeckern, Wie­sen, Trif­ten, Tei­chen, Gär­ten, Bü­schen, Fel­dern, Wohnungen,Meyerei, Schä­fe­rei, und an­de­ren Per­ti­nenz­i­en, so­wie das mehr Hoch­ge­dach­tes un­se­res Va­ters Gna­den de­ro Raht und Lib Med­ico Dr. Wei­ßen ge­schenkt oder was der­sel­be nach­ge­hends da­zu er­kauft, sei­ne vier be­setz­ten Bau­er so wö­chent­lich 2 ta­ge Spann­diens­te thun, im Au­gust­vier­tel­jahr aber, als von Jo­han­nis bis Mi­chae­lis wö­chent­lich 3 ta­ge die­nen; frei wüs­te bau­ern­hö­fe, drei be­setz­te Kos­sä­ten, acht wüs­te Kos­sä­ten und die Päch­te und Diens­te von den Unterthanen.“

Wie groß wa­ren die Rech­te des Guts­herrn, wel­cher von 7 Bau­ern­hö­fen und 11 Kos­sä­ten­hö­fen Kauf­geld und ho­he Jah­res­pacht ein­zog und über ih­re wö­chent­li­chen Hand- und Spann­diens­te ver­füg­te. Wir er­in­nern uns der Ver(t)eilung von 1370, da ge­hör­ten zum Schul­zen­hof nur 9 Kös­sä­ten­hö­fe. Die Huld der Kur­fürs­ten hat­te die Blan(k)enfelde und, wie die­ser Lehns­brief sagt, den Leib­arzt Dr. Wei­se im­mer mehr be­dacht. (Anm. Hrsg.: ( ) = un­le­ser­lich; verdruckt)

Die üb­ri­gen 5 Bau­ern­hö­fe wa­ren dem Gut nicht zu Hand- und Spann­diens­ten verpflichtet.

Ge­heim­rat Grumb­kow setz­te die Ver­schö­ne­rung des Guts­ho­fes fort  und mach­te ihn zu ei­nem herr­li­chen Som­mer­sitz, auf dem zur Lin­ken und Rech­ten ein­ge­schlos­sen von Gär­ten an der Dorf­stra­ße das statt­li­che Wohn­haus, spä­ter all­ge­mein Amts­haus, auch Frei­haus ge­nannt, er­stand. Die Gär­ten wur­den be­son­ders ge­pflegt und in ih­nen künst­li­che Tei­che und In­seln an­ge­legt. Der ei­ne Gar­ten, nach der Pfar­re zu, führ­te spä­ter di­rekt den Na­men „die In­sel“. Da­mals sind wohl auch die herr­li­chen baum­rei­hen in der Dorf­aue jetzt (Brei­te Stra­ße) [rec­te: (jetzt Brei­te Stra­ße)] erstanden.Die Rei­hen setz­ten sich nach ei­ner Kar­te vom Jah­re 1818 öst­lich der Kir­che fort.

So lag Pan­kow ge­bet­tet im Grü­nen und zog im­mer mehr Ber­li­ner Be­sit­zer an.

In dem Kauf­kon­trakt zwi­schen den Grumb­kow­schen Er­ben und dem Kur­fürs­ten 1691 wird die Hö­he des Ver­kaufs­prei­ses aus­drück­lich mit den gro­ßen, durch Grumb­kow ge­schaf­fe­nen Ver­schö­ne­run­gen mo­ti­viert. Aus die­sem Jahr­hun­dert ha­ben wir die ers­ten ge­naue­ren An­ga­ben über die na­men der Be­woh­ner des Or­tes. Der Re­vi­si­ons­be­richt von 1696 und das Kir­chen­buch, 1660 be­gin­nend, nen­nen sie uns. Im Ort wa­ren 12 Bau­ern und 15 Kös­sä­ten. Mar­tin Puhl­mann, Chris­toph Mül­ler, Mar­tin Lie­de­mit, Pe­ter Krafft, Mi­cha­el Schaum, Pe­ter ohm, Bartel Zer­ni­kow, Pe­ter War­ten­berg, Adam Schwitz­ke, Mat­thi­as Mey­er, Mar­tin Gru­now, Mar­tin Schaum, Mar­tin Zwarg, Jür­gen Lieb­nitz, Adam blis­se, Hans Jae­ni­cke, An­dre­as Köris.

Küs­ter und Schul­leh­rer wa­ren  Ga­bri­el Neu­en­ha­gen bis 1666, Chris­toph Sei­fert 1666 – 89, Mar­tin Bre­der­ecke , ein Lein­we­ber, 1689 – 1701. Im be­schei­de­nen Küs­ter­haus ne­ben der Kir­che ha­ben sie ge­wohnt, das Gärt­chen be­stellt, ihr Hand­werk be­trie­ben, die klei­ne Schar der Dorf­kin­der in en­ger Stu­be wäh­rend des Win­ters im Le­sen, Schrei­ben und Rech­nen un­ter­rich­tet, man­ches Ge­bet und Ge­bot ge­lehrt, und mit den Dorf­leu­ten die Nö­te des Jahr­hun­derts durch­lit­ten; treu stan­den sie ih­rem Pfar­rer bei al­len Amts­hand­lun­gen zur Sei­te, ver­rich­te­ten den Dienst in der Kir­che in Pan­kow und Schön­hau­sen, san­gen die To­ten zu Gra­be und hal­fen mit­es­sen, wenn Freu­den­fes­te die Glie­der ei­ner Fa­mi­lie ver­ein­ten; sie hol­ten am Os­ter­tag von den Hö­fen ih­re Ei­er zu­sam­men und jahr­ein jahr­aus ih­re Bro­te; sie sam­mel­ten das Vier­zei­ten­geld, den vier­tel­jähr­li­chen Abend­mahls­pfen­nig. Sie wa­ren so der Ju­gend Leh­rer und der Al­ten ver­trau­ter Freund und Handwerksmeister.

[1] De­si­gna­ti­on von 1716. Konsistorium.

[2] Ein­kom­mens­nach­weis von 1716.

[3] Rat­haus Ber­lin, „Dör­fer und Ländereien“.

[4] St, Cop. Rep. 78, Nr. 188

 

Fol­ge 17

1700 – 1800. Die Ho­hen­zol­lern als Gutsherren.

Der Schluß des Jahr­hun­derts brach­te un­se­rem Dorf ei­ne gro­ße Freu­de und Eh­re. Der Kur­fürst wur­de Guts­herr in Pan­kow. Er kauf­te 1691 von der Wit­we des Ge­hei­men Rats von Grumb­kow das Gut Pan­kow und das Rit­ter­gut Nie­der-Schön­hau­sen für 16 000 Ta­ler. Der Kauf­kon­trakt lautet:

  • 1.

Es ver­kau­fen an höchst­ge­dach­te Sei­ne Kur­fürst­li­che Durch­lauch­tig­keit zu Bran­den­burg die zu En­de die­ses Kon­trak­tes be­nann­te Frau Witt­we wie auch Tu­to­res und Cu­ra­to­res der un­mün­di­gen und noch min­der­jäh­ri­gen Kin­der und Er­ben des wei­land ge­we­se­nen Kur­fürst­li­chen ge­hei­men Raths und Ober­hof­mar­schall des von Grumb­kow, die bei­den Dör­fer Nie­der-Schön­hau­sen und Pan­kow mit al­len und je­den da­zu ge­hö­ri­gen Rech­ten und Ge­rech­tig­kei­ten an Aeckern, Tei­chen, Hü­tun­gen und Trif­ten, Ge­bäu­den, Un­tertha­nen von Mann Zin­sen Dienst­gel­der und Päch­ten, Sum­ma mit al­len und je­den da­zu­ge­hö­ri­gen Per­ti­nenz­i­en, sie ha­ben Na­men wie sie wol­len, nichts über­all da­von aus­ge­nom­men, für ei­ne Sum­me von Sechs­zehn Tau­send Tha­ler, wel­che höchst­ge­dach­te sei­ne Kur­fürst­li­che Durch­laucht als Käu­fer so­fort bei Voll­zie­hung des Kon­trak­tes und Tra­di­ti­on der Gü­ter durch Herrn Ge­hei­men Kam­mer­die­ner Sto­schinum baar zu er­le­gen, hier­mit und in Kraft die­ses versprochen.

  • 2.

Und ob zwar die zur Un­ter­su­chung die­ser Gü­ter ver­ord­ne­ten Amts­rä­te und Kom­mis­s­a­rii be­rich­tet, wenn nach Pro­por­ti­on der Ein­kom­men das Kauf­geld ad 5 pro Cent an­ge­schla­gen wer­den soll­te, der Preis die­ses Gu­tes, oh­ne die Ge­bäu­de, Gar­ten, Gra­ben und an­de­re Me­lio­ra­ti­ons-Kos­ten, wel­che der ver­stor­be­ne Ge­hei­me Rath und Ober­mar­schall der von Grumb­kow in sehr kon­fi­der­a­blen Sum­men dar­an ver­wandt, nicht hö­her als auf vier­zehn­tau­send sie­ben­und acht­zig Tha­ler zwan­zig Gro­schen Ka­pi­tal sich be­lau­fen wür­de, so ha­ben doch höchst­ge­dach­te Durch­laucht in gnä­digs­ter Er­wä­gung ge­dach­ter gro­ßer Kos­ten, wel­che zu Ein­rich­tung die­ser Gü­ter ver­wen­det, das Kauf­pre­ti­um der­sel­ben auf vor­be­sag­te Sum­me voll­be­dürf­tig ein­ge­rich­tet, und wol­len sol­che so­fort bei Tra­di­ti­on der Gü­ter vor­ge­dach­ter­ma­ßen baar aus­zah­len lassen.

  • 3.

Weil aber auch ge­dach­te Gü­ter mit schö­nen zier­li­chen Ge­bäu­den, Gar­ten, Plan­ta­gen und sons­ti­gen vom ver­stor­be­nen Ober-Mar­schall aus­ge­zie­ret, wel­che dem­sel­ben ein an­sehn­li­ches ge­kos­tet, ob sie wohl kei­ne wirk­li­chen in­tra­den ein­brin­gen, so ha­ben höchst­ge­dacht sei­ne Kur­fürst­li­che Durch­laucht we­gen der be­que­men und na­hen Si­tua­ti­on die­ser Gü­ter, wor­auf sie zu­wei­len de­ro di­ver­tis­se­ment neh­men kön­ne, wie auch in grä­digs­ter con­side­ra­ti­on, daß die­se Gü­ter pu­pil­lis und mi­no­ren­ni­bus zu­ste­hen, de­ren Herrn Va­ter Kur­fürst­li­chen An­ge­den­kens vie­le treue und nütz­li­che Diens­te ge­leis­tet, eben die vor­ge­dach­te Sech­zehn­tau­send Kauf­gel­der zu zah­len versprochen.

  • 4.

Kos­ten und Ausfertigung.

  • 5.

Ge­währ­leis­tung.

  • 6.

Do­ku­ment sol­len ex­tra­dirt werden.

  • 7.

Vor­be­halt we­gen ei­ni­ger Früch­te der letz­ten Ernte.

  • 8.

Pacht und Zin­sen ge­hen vom künf­ti­gen Mi­chae­lis ab.

  • 9.

Mit Ber­lin hat­te sich von Grumb­kow ver­gli­chen, daß nicht von Ber­lin son­dern von Blan­ken­fel­de bei­de Dör­fer ihr Bier­ent­neh­men dürfen.

  1. Au­gust 1691.[1]

Be­son­de­re Hoff­nun­gen er­füll­ten al­ler Herz, als sie ih­ren Al­ler­grä­digs­ten Herrn  auf dem Guts­hof und ge­wiß auch in ih­rer Kir­che sa­hen, je­der er­hoff­te et­was für sich. Freu­de und Stolz wuch­sen wohl noch, als ihr Guts­herr Fried­rich III. 1701 sich die Kö­nigs­kro­ne auf­setz­te und die Die­ner des Gu­tes vom Amt­mann bis zum Schä­fer auf der Schä­fe­rei sich „kö­nig­lich“ nen­nen konnten.

Die Herr­scher­fa­mi­lie hat nie auf dem Guts­hof in Pan­kow in den Som­mer­mo­na­ten ge­lebt. Den Hof ver­wal­te­te ein Amt­mann, wes­halb dem Guts­hau­se auch die Be­zeich­nung „Amts­haus“ wur­de. In Nie­der-Schön­hau­sen wur­de ein be­son­de­res Amt, „das Jus­tiz- und Oe­co­no­mie-Amt“ er­rich­tet, wel­ches Pan­kow in al­len Guts- und Ver­wal­tungs­sa­chen, Grund­sa­chen und Steu­er­sa­chen un­ter­stellt wur­de. Die Be­wirt­schaf­tung der Gut­sä­cker wur­de of­fen­bar bald ein­ge­stellt; die Hu­fen wur­den den Kos­sä­ten­hö­fen Pe­ter Krafft, Puhl­mann und Lie­de­mit zu­ge­legt und die­se da­durch zu Bau­ern­hö­fen er­ho­ben. Nach dem Re­vi­si­ons­be­richt von 1696 hat­te Pan­kow 12 Bau­ern­hö­fe und 15 Kos­sä­ten­hö­fe und nach dem Re­vi­si­ons­be­richt von 1768 nur 10 Kos­sä­ten­hö­fe und 15 Bauernhöfe.

Die Auf­he­bung der Oeko­no­mie auf dem Guts­hof hat­te zur Fol­ge, daß die Bau­ern die wö­chent­li­chen ge­wohn­ten Hand- und Spann­diens­te in der Land­wirt­schaft nicht mehr in na­tu­ra leis­ten brauch­ten. Die spar­sa­men Ho­hen­zol­lern er­lie­ßen ih­nen die­se Ver­pflich­tung  in­des­sen nicht oh­ne wei­te­res, son­dern zo­gen hin­fort von je­dem der 12 Bau­ern pro Jahr 10 Ta­ler und von den 3 Kos­sä­ten je 5 Ta­ler Dienst­geld[2] ein, je­doch wur­de ih­nen für den Aus­fall an Ver­pfle­gung an den Ar­beits­ta­gen ein De­pu­tat von 3 Schef­fel Rog­gen, 2 Schef­fel Gers­te so­wie ei­ni­ge Klaf­ter Holz aus der kö­nig­li­chen Hei­de zu­ge­spro­chen. Wäh­rend den frü­he­ren Guts­herrn nur 7 Bau­ern zum Dienst ver­pflich­tet wa­ren, wa­ren dem Kur­fürs­ten als Lehns­herrn al­le Bau­ern dienst­pflich­tig, denn dem Mark­gra­fen stand, wie wir bei der Ver­tei­lung von 1370 sa­hen, der Hand- und Spann­dienst (ser­vi­ti­um cur­ru­um) an sich in na­tu­ra zu von al­len Bau­ern, aber nicht von al­len Kos­sä­ten, da die­se über Ge­span­ne nicht ver­füg­ten; von den letz­te­ren muß­ten nur die drei dem Gut zu­ge­hö­ri­gen Kos­sä­ten den Dienst wirk­lich leis­ten, wäh­rend die obi­gen fünf vom Dienst in na­tu­re be­freit wa­ren, da­für aber je­der 6 Ta­ler zah­len muß­te. Auch der Schul­ze be­zahl­te Dienst­geld, und zwar 7 Ta­ler. So be­zog der Kur­fürst an Dienst­geld 192 Ta­ler. Da­mit wa­ren sie aber nicht al­ler Diens­te ent­le­digt. Die Bau­ern hat­ten von al­ters­her  we­gen Man­gel an Wie­sen und Wei­den die Hü­tungs­ge­rech­tig­keit in der Jung­fern­hei­de für 130 Kü­he und 500 Scha­fe. Da­für muß­ten sie Fron­diens­te leis­ten, jähr­lich 39 Mor­gen pflü­gen, 18 Mor­gen eg­gen und ei­ne Fuh­re gu­ter Kien­äp­fel zur Pflan­zung an­fah­ren. Die­ser Fron­dienst blieb be­stehen, eben­so die Holz­fuh­ren für das Schloß Schön­hau­sen und die Oran­ge­rie  in Char­lot­ten­burg, wel­che ih­nen je­doch mit 5 Gro­schen pro Fuh­re be­zahlt wur­den.[3]

Zum Gut ge­hör­te ei­ne be­deu­ten­de Schä­fe­rei, wel­che am Wes­t­en­de des Dor­fes lag (heu­te Brei­te Str. 22). Die­ser stand al­lein und nicht den Bau­ern die Hü­tung auf der Feld­mark und das Schaf­hü­tungs­recht in der Jung­fern­hei­de mit 400 Scha­fen zu. Fried­rich I. be­hielt zwar das Ei­gen­tums­recht, gab aber 1713 die Schä­fe­rei mit den Rech­ten so­wie die zu­ge­hö­ri­ge Wie­se von 44 Mor­gen bei Pin­now an der Ha­vel den Bau­ern in Zeit­pacht. Da­durch er­hiel­ten die Bau­ern das Hü­te­recht auf ih­rer Feld­mark. Sie ver­pflich­te­ten sich zu ei­ner jähr­li­chen Pacht von 133 Ta­lern und zu ei­ner jähr­li­chen An­fuhr von 50 Fuh­ren Schaf­dung für den Schloß­park.[4] Bis 1689 ge­hör­te zur Schä­fe­rei noch ein Bau­ern­hof mit 2½ Hu­fen und ein Kos­sä­ten­hof; die Hö­fe hat­te von Grumb­kow schon abgetrennt.

Das Schul­zen­amt im Ort wur­de seit 1691 ei­nem Bau­ern über­tra­gen, wel­cher die Ver­mitt­lung mit dem Am­te in Schön­hau­sen über­nahm. Der ers­te Schul­ze war Chris­toph Müller.

Die Kö­ni­ge lie­ßen sich die Ver­schö­ne­rung ih­rer Be­sit­zung in Schön­hau­sen sehr an­ge­le­gen sein. Das Guts­haus er­hielt durch den Bau­meis­ter Eo­san­der von Gö­the 2 Pa­vil­lons, der Gar­ten der Meie­rei wur­de er­wei­tert, durch neue An­la­gen ver­schö­nert und all­mäh­lich der Schloß­park ge­schaf­fen. Fried­rich Wil­helm I. setz­te die Ar­bei­ten fort und Fried­rich II. und sei­ne Gat­tin voll­ende­ten sie. Der Gar­ten der Meie­rei von Schön­hau­sen war ur­sprüng­lich wohl nur we­ni­ge Mor­gen groß. Fried­rich I. kauf­te von den Ge­mein­den Pan­kow und Schön­hau­sen die an­gren­zen­den Län­de­rei­en, auch den „gro­ßen“ und den „klei­nen Eich­wald“ süd­lich der Pan­ke. Die Ent­schä­di­gung be­stand in Acker­stü­cken vom Gutsa­cker; so er­hiel­ten die Bau­ern von Schön­hau­sen da­mals die elf Rit­ter­hu­fen in Erb­pacht, bei­de Ge­mein­den aber au­ßer­dem­Wie­sen bei Span­dau, wel­che den Bau­ern sehr will­kom­men wa­ren, da die ei­ge­ne Feld­mark nicht ge­nü­gend Wie­sen hat­te. Die Ge­mein­de Pan­kow be­hielt aber die Hü­tungs­ge­rech­tig­keit in dem Eich­holz, wel­che erst 1831 mit 160 Ta­lern ab­ge­löst wur­de.[5] Auch die Pfar­re und Kir­che von Pan­kow, wel­che am ge­mein­sa­men Acker be­tei­ligt wa­ren, er­hiel­ten da­mals ih­re Ha­vel­wie­sen. Die Wie­se der Pfar­re, ein hal­ber Mor­gen groß, wur­de spä­ter (1879) ver­äu­ßert, die Kir­che hat ih­re klei­ne Wie­se, 20 Ru­ten groß, noch heu­te in Be­sitz, sie wird schon im Ein­kom­men­nach­weis der Kir­che 1716 als „ein Schwad Gras, gibt 2 Gro­schen“ aufgeführt.

Fol­ge 18

Die Zu­fahrt zum Schloß Schön­hau­sen war um­ständ­lich. Die ei­gent­li­che Land­stra­ße von Ber­lin war die Schön­hau­ser Al­lee, wel­che aber in den Müh­len­weg ein­bog und in der jet­zi­gen al­ten Schön­hau­ser Stra­ße und wei­ter in der Lin­den­stra­ße ih­re Fort­set­zung bis Schön­hau­sen hat­te. Die heu­ti­ge Ber­li­ner Stra­ße von der Müh­len­stra­ße  bis zum Dorf war da­mals ein san­di­ger Acker­weg, wel­cher vor dem Dorf in ei­nen Weg mün­de­te, wel­cher links und rechts hin­ter den Gär­ten ent­lang­führ­te. Er war der Feld­weg zu den süd­li­chen bei­den gro­ßen Fel­dern der Feld­mark, oh­ne Schat­ten, schmal und aus­ge­fah­ren. Fried­rich III. ließ den Ber­li­ner Weg mit Lin­den be­pflan­zen und ver­wan­del­te den san­di­gen Feld­weg in ei­ne brei­te­re mit Lin­den ein­ge­faß­te Zu­fahrt zu sei­nem Gut. Ueber den Guts­hof wur­de ein fahr­weg zur Kir­che ge­schaf­fen, wel­cher über den Bau­ern­hof des Mar­tin Gru­now hin­weg bis zum Schloß in Schön­hau­sen wei­ter­ge­führt wur­de. Aber die­ser Weg, heu­te die Ber­li­ner und Schloß­stra­ße, von der Müh­len­stra­ße bis zum Schloß soll­te kei­ne öf­fent­li­che Stra­ße sein. Nur die Wa­gen des Kö­nigs durf­ten ihn be­fah­ren. Dar­um wur­den an der Müh­len­stra­ße, an der heu­ti­gen Apo­the­ke, am Bau­ern­hof Gru­now und am Schloß  Sperr­gat­ter und Schlag­bäu­me an­ge­bracht. Wie­viel Aer­ger und Schrei­be­rei ha­ben die­se Schlag­bäu­me dem Kö­nig, wel­cher von je­der An­ge­le­gen­heit der Gü­ter Kennt­nis nahm, ver­ur­sacht. Ein gro­ßes Ak­ten­stück[1] han­delt da­von. Den bau­ern von Pan­kow, Schön­hau­sen, Blan­ken­fel­de und Ro­sen­thal, wel­che al­le ih­re Pro­duk­te, be­son­ders der Milch­wirt­schaft nach Ber­lin fuh­ren, lag die­ser Weg ja viel be­que­mer als der Müh­len­weg. Bald war der Weg zer­fah­ren, bald der Schlag­baum zer­bro­chen, bald muß der Kö­nig die Kla­ge hö­ren, daß die mit der Be­wa­chung Be­auf­trag­ten je­dem für ein Ei oder ein Weiß­brot die Durch­fahrt öff­nen. Auch die War­nungs­ta­feln, daß je­der Er­tapp­te „mit vier Ta­gen Ar­beit in der Forst“ be­straft wür­de, half we­nig. Nur den Pan­kowern wur­de der Weg frei­ge­ge­ben, wenn sie zum Feld oder zur Müh­le fuh­ren, dem Pfar­rer Ide­ler zur Kirch­fahrt aber mit der Ver­war­nung „vor Miß­brauch“; dem Nach­fol­ger Stock­fisch wird er­laubt, sich auf sei­ne Kos­ten ei­nen Schlüs­sel zum Schlag­baum ma­chen zu las­sen, aber nur für sei­ne Per­son. Noch 1795 wur­den die Gat­ter und Schlag­bäu­me er­neu­ert[2] und ha­ben bis in das neun­zehn­te Jahr­hun­dert hin­ein bestanden.

[1] A. M.

[2] St. G. K., LXVIII. d. Nr. 3.

1740 schenk­te Fried­rich der Gro­ße das Schloß zu Schön­hau­sen­mit al­len Rech­ten und Diens­ten der Kö­ni­gin zum Ei­gen­tum und zur selb­stän­di­gen Ver­wal­tung auf Le­bens­zeit. Sie ver­lang­te nun, dass die Bau­ern von Pan­kow wö­chent­lich an ei­nem Tag, die Kos­sä­ten an zwei Ta­gen  zur Kul­ti­vie­rung des Parks wie in al­ten Zei­ten Hand­diens­te tun soll­ten, ob­wohl die­sel­ben seit 30 jah­ren in na­tu­ra nicht mehr Diens­te leis­te­ten, son­dern das Dienst­geld be­zahl­ten. Der Kö­nig be­fahl die Diens­te kur­zer­hand un­ter Bei­be­hal­tung der Dienst­geld­zah­lung, und es be­durf­te lan­ger Un­ter­hand­lun­gen mit den recht­lo­sen Bau­ern, bis der Kö­nig das Dienst­geld der Kas­se der Kö­ni­gin über­wies zur An­nah­me der nö­ti­gen Ar­beits­kräf­te. Die Spann­diens­te zum Gar­ten und Schloß muß­ten sie wei­ter leis­ten und er­hiel­ten bei ei­ge­ner Be­kös­ti­gung 2 Gr. 6 Pfen­nig für den Tag und das Ge­spann.[1]

Wir se­hen auch aus die­sem klei­nen Zug, wie drü­ckend die Ab­hän­gig­keit und Un­ter­tä­nig­keit auf dem Bau­ern­stand lag. Fried­rich der Gro­ße emp­fand es wohl und be­fahl für sei­ne Lan­de, daß die erb­un­ter­tä­ni­gen Bau­ern „nicht mehr als drei oder vier Ta­ge (!) in der Wo­che zu Ho­fe die­nen dürf­ten, auch daß sie nicht mehr mit dem Stock ge­schla­gen wur­den“. In ei­nem selbst­ver­faß­ten Pro­to­koll Fried­richs heißt es: „Die Rich­ter müs­sen nur wis­sen, daß der ge­rings­te Bau­er eben­so­gut ein Mensch ist wie sei­ne Ma­jes­tät, und daß ihm al­le Jus­tiz wi­der­fah­ren muß.“ Der Kur­fürst Fried­rich III. hat­te die Be­sit­zun­gen in Pan­kow noch er­wei­tert. Er er­warb ge­gen­über dem Guts­hof auf der Nord­sei­te der Dorf­stra­ße zwei Kos­sä­ten­hö­fe, ließ die Ge­bäu­de nie­der­rei­ßen und für die Ka­va­lie­re, wel­che zum Schloß Schön­hau­sen be­foh­len wur­den, ein Ka­va­lier­haus er­rich­ten. Die­ses Haus wur­de spä­ter durch ei­nen Lin­den­weg (die heu­ti­ge Ka­va­lier­stra­ße) mit dem Eich­holz und dem Schloß­platz verbunden.

Kö­nig Fried­rich II. hat­te für die Be­sit­zun­gen in Pan­kow nicht das in­ter­es­se, wel­ches sei­ne Vor­fah­ren Fried­rich I. und Fried­rich Wil­helm I. be­kun­det hat­ten. Die gro­ßen Auf­ga­ben Preu­ßens nah­men ihn in An­spruch. als da­her 1751 die Wit­we des Leut­nants Falk[2] die Bit­te an den Kö­nig rich­te­te, ihr das Amts­haus mit den Gär­ten ge­gen ei­nen Jah­res­zins von 30 Ta­lern zum Ei­gen­tum zu ge­ben, schenk­te ihr Fried­rich II. das Gut, zu­mal ihr Ehe­mann an den bei Ho­hen­fried­berg emp­fan­ge­nen Wun­den ge­stor­ben war. Im Amts­haus hat­te der Amt­mann Schmidt, wel­cher seit drei­ßig Jah­ren in dem­sel­ben wohn­te, oh­ne be­son­de­re Ge­neh­mi­gung  ei­nen Aus­schank von Bier und Wein für Ber­li­ner Gäs­te be­trie­ben. Die­sen Aus­schank woll­te die Falk fort­set­zen und da­durch sich und ih­re Fa­mi­lie er­näh­ren. Der Kö­nig moch­te wohl auch da­durch zur Schen­kung be­stimmt wor­den sein, daß das Gut zu ei­nem dau­ern­den Sitz durch sei­ne La­ge nicht ge­eig­net war, denn die nörd­li­che Dorf­sei­te trenn­te es vom Schloß­park, über den Hof ging ei­ne Durch­fahrt, und ei­ne Ver­grö­ße­rung war oh­ne Ein­zie­hung von Dorf­stel­len nicht zu den­ken. Da­zu mach­te das Schloß mit dem herr­li­chen Park das Gut ent­behr­lich. Aber noch ein an­de­rer Ge­dan­ke lei­te­te ihn bei die­ser Schen­kung. Des Kö­nigs In­ter­es­se war, wie be­kannt, zur He­bung der Lan­des­ein­nah­men auch auf die Sei­den­fa­bri­ka­ti­on ge­lenkt. In vie­len Dör­fern ent­stan­den des­halb da­mals An­pflan­zun­gen von Maul­beer­bäu­men zur Zucht von Sei­den­rau­pen. Auch in Pan­kow soll­te nach des Kö­nigs Wil­len ei­ne Plan­ta­ge er­ste­hen; es wur­de die Ver­pflich­tung, 120 Bäu­me im Ab­stand von 18 Fuß in dem Guts­gar­ten der so­ge­nann­ten „In­sel“ an­zu­pflan­zen, den Be­sit­zern des Gu­tes auf­er­legt.[3] Durch den schnel­len, häu­fi­gen Be­sitz­wech­sel wie auch durch die Fol­gen des Sie­ben­jäh­ri­gen Krie­ges ist sie Ver­wirk­li­chung die­ser Ver­pflich­tung un­ter­blie­ben und 1797 durch Ver­hand­lung mit dem Be­sit­zer Blanc be­sei­tigt wor­den.[4] In­dem der Kö­nig al­le Rech­te am Ort, an den Hö­fen, an der Dorf­aue und das Pa­tro­nat der Kir­che der kö­nig­li­chen Fa­mi­lie vor­be­hielt, ver­äu­ßer­te er das Gut als Erbzinsgut.

[1] St. G. K. LXXIII. Sekt. d. Nr. 10

[2] G. K., Sekt c, Tit. LXXIII, Nr. 6

[3] G. K., Tit. LXXIII, Sekt. c, Nr. 6

[4] G. K., Tit. LXXIII, Sekt. c, Nr. 6